Der Maler Franz Wilhelm Voigt  war ein engagiertes Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“.  
Er war als Illustrator für die Zeitschrift „Jugend“ tätig und beteiligte sich bis Mitte der 1920er Jahre an zahlreichen Ausstellungen. Der unermüdlichen Recherche seines Großneffen und dessen Ehefrau ist es zu verdanken, dass der Maler dem Vergessen entrissen wurde. Etwa 160 Gemälde sind mittlerweile bekannt. Sie bilden vermutlich nur einen Teil des Gesamtwerks. 

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Voigt hielt die Ernte ebenso in seinen Bildern fest, wie den Kirchgang oder jährlich wiederkehrende Volksfeste.&nbsp;Die im Jahresablauf ebenso wie im Leben der Menschen fest verankerten Tätigkeiten und Feiertage scheinen ihn in ihrer Bodenständigkeit beeindruckt zu haben.Damals entstand auch eine Serie mit alltäglichen Themen wie „Knödelbacken“ (übrigens Voigts erster Beitrag in der Zeitschrift „Jugend“) oder „Brotbräunen“.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/FW_Voigt_Sezession_Jugend_06_31_0509_999a57a37f.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigt, Sezession, in: Jugend 6 (1901), Nr. 31, S. 509</figcaption></figure>Leider sind &nbsp;die Originallithographien nicht auffindbar, aber einige der Werke aus einem möglicherweise größeren Konvolut sind durch die graphischen Blätter der „Jugend“ überliefert.Auch das Thema des Alters spielt in Voigts Lithographien jener Zeit eine Rolle. Die Bauersfrau hilft weiterhin in der Küche und backt die Knödel, auch wenn sie für die harte Feldarbeit zu alt geworden ist. Im Frühjahr sitzt sie auf der Bank vor dem Haus in der ersten Sonne. In gebückter Haltung verrichtet sie eine Handarbeit. Der blühende Kirschbaum und das Vogelpaar stehen kontrastierend für den Frühling des Lebens.&nbsp;Als Austragsstüberl bezeichnet man im Bayerischen das Altenteil, einen Raum oder ein kleineres Gebäude, in dem der Altbauer und seine Frau nach der Übergabe des Hofs an die nächste Generation wohnten.Eine alte Bäuerin in reich bestickter Tracht sitzt am Fenster und liest. Auf der Fensterbank, an der sie Platz genommen hat, um das Tageslicht zu nutzen, steht links eine spärliche Topfpflanze, vielleicht ein Rosmarinstöckchen. Voigt begrenzt den Bildausschnitt kompositorisch zu den Seiten durch die Vorhänge.Der Fensterrahmen, vor dem die Bäuerin schräg Platz genommen hat, bildet eine Art Kreuz.&nbsp;Sie beugt sich dicht über das Buch, um trotz Kurzsichtigkeit, auch ohne Brille die Schrift lesen zu können. Ihre abgearbeiteten verkrümmten Hände halten die Buchseiten aufgeschlagen.Gut möglich, dass sie sich auf ihre alten Tage, nun, da sie keine schwere tägliche Arbeit mehr verrichten muss, der Bibel zugewandt hat. Frömmigkeit spielte im katholischen Bayern eine besondere Rolle. Beim Lesen der Bibel mag die alte Frau über den Sinn und das nahe Ende des Lebens nachgesonnen haben.&nbsp;Durch die Fensterscheiben sind schemenhaft ein Zaun, Bäume und das gegenüberliegende Haus zu erkennen.&nbsp;So schafft Voigt einen sichtbaren Kontrast zwischen der Welt draußen mit den Mühen des bäuerlichen Alltags und der zurückgezogenen Kontemplation, der sich die alte Frau im Altenteil hingeben kann.&nbsp; &nbsp;

Ein Motivkreis, der den Maler Franz Wilhelm Voigt in den Jahren 1901-1904 augenscheinlich besonders beschäftigte, war das bäuerliche Leben und die althergebrachten Bräuche der bayerischen Landbevölkerung. 

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Franz Wilhelm Voigt

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