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Clara Ewald ist vor allem als Porträtistin in Erscheinung getreten. Zwei ihrer überaus lebendigen Porträts bekannter Persönlichkeiten, Rupert Brooke und Albert Schweizer, hängen heute in der National Portrait Gallery in London. Sie war eine ebenso unkonventionelle wie gebildete Frau, die nicht nur als Künstlerin Aufmerksamkeit verdient.

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Aus diesem Grund gibt es heute von verschiedenen Mitgliedern der Familie Steinlechner Portraits, die von Holzhauser Künstlern angefertigt wurden. Eine der von Clara Ewald Porträtierten ist Georgine Steinlechner, genannt Gini (geb. 1904). Sie war das dritte Kind und die einzige Tochter des Werftgründers und späteren Bürgermeisters Georg Steinlechner.&nbsp;<a class="mention" data-mention="#Georgine Steinlechner" href="clara-ewald-georgine-steinlechner-1924" data-type="artwork" data-id="11" data-slug="clara-ewald-georgine-steinlechner-1924" data-text="Georgine Steinlechner" data-cover="/uploads/Ewald_Clara_Bildnis_Georgine_Steinlechner_web_5199971985.jpg" data-description="1924 porträtierte Clara Ewald die damals 20-jährige Georgine Steinlechner, die Tochter eines Bootsbauers aus Utting.

Als Schulterstück oder Büstenporträt malte Ewald die junge Frau in hellen Gelb- und Rosétönen. Diese zarten Valeurs bilden einen schönen Kontrast zu dem dunklen Haar, das die junge Frau hochgesteckt und in der Mitte gescheitelt trägt. Das rosige Gesicht mit den schön geschwungenen Lippen und dunklen Augen erscheint im Licht, während der Hals verschattet im runden Ausschnitt mündet. Kleid, Inkarnat und Hintergrund sind annähernd monochrom wiedergegeben. Die Malweise ist leicht fleckig aufgelöst. Der Kopf ist etwas aus der Bildmitte nach links gerückt und nach oben gedreht. 
Georgine Steinlechner blickt melancholisch, sinnend und träumerisch in Richtung des Betrachters. Vielleicht ein Hinweis auf ihre unerfüllte Liebe zu einem jungen italienischen Marineoffizier.




" data-inline="false">#Georgine Steinlechner</a>&nbsp;Die Steinlechners waren eine angesehene Familie und schon seit vielen Generationen in Holzhausen verwurzelt. Ginis Tante war stets elegant gekleidet und verkehrte in exklusiven Kreisen. Bei einer wohlhabenden italienischen Familie wurde sie daher als Gesellschafterin und Erzieherin eingestellt. Vielleicht war es Zufall, dass sie ihre Nichte Gini eines Tages mitnahm, vielleicht war sie eingeladen worden – mit Sicherheit ist das nicht mehr zu sagen. Jedenfalls lernte Gini bei einem Besuch im Hause der italienischen Familie den Sohn Nicolo kennen.&nbsp;Ein eindrucksvoller junger Mann muss das gewesen sein, mit stattlicher Figur und der makellosen weißen Uniform eines italienischen Marineoffiziers. Was auch immer den Ausschlag gegeben haben mag, Gini verliebte sich Hals über Kopf in den jungen Nicolo. Ginis Mutter indes war von der Schwärmerei ihrer Tochter wenig angetan. Aus heute unbekannten Gründen verbot sie ihr den Kontakt mit Nicolo und Gini hielt sich daran – zumindest nach außen hin.<h5>In den folgenden Jahren verbrachte sie viele Sommer in Italien, wo sie sich heimlich mit ihrer großen Liebe traf.&nbsp;</h5>Doch eines Tages geschah das Unglück: Auf einer Straße unweit von Venedig wurden Gini und Nicolo bei einem Autounfall schwer verletzt. Ginis Eltern waren außer sich. Nicht nur die Sorge um ihre Tochter, sondern auch die Erkenntnis, dass sie sie über Jahre hinweg getäuscht und über die geheime Beziehung zu Nicolo belogen hatte, belasteten das Verhältnis. Wochenlang musste Gini im Krankenhaus bleiben. Wochen, in denen sie mit sich haderte und der Glaube in ihr reifte, der Unfall sei eine Strafe Gottes gewesen. Denn nicht nur sie hatte ihre Eltern belogen. Auch Nicolo hatte sich versündigt, denn er war mittlerweile mit einer anderen Frau verheiratet und hatte zwei Kinder.Als Gini an den Ammersee zurückkehrte, verbot sie Nicolo, jemals wieder nach Utting zu kommen und reiste selbst nie wieder nach Italien. Doch in ihrem Herzen war sie ihrer alten Liebe treu und blieb unverheiratet. Jahre später – Nicolo war als Leiter der Marineschule in Genua pensioniert – wurde er mehrfach in Utting in der Nähe des Steinlechner Hauses gesehen, wo er versuchte, durch die Hecke zu spähen und seine geliebte Gini zu sehen. Dort, zwischen den Blättern trafen sich vielleicht ihre Blicke. Und – wer weiß - vielleicht sogar mehr. &nbsp;

Die Holzhauser Künstler waren begeisterte Segler. Doch ihnen fehlte oft das Geld, um die ortsansässige Steinlechner-Werft für die Wartung und Reparatur ihrer Boote zu bezahlen. Deshalb war es nicht unüblich, dass sie die Kosten stattdessen mit Bildern beglichen. 

Die unglückliche Liebe der Georgine Steinlechner

Künstler

Clara Ewald

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