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Eduard Thöny war einer der wichtigsten Zeichner und Karikaturisten der Münchner satirischen Wochenzeitschrift „Simplicissimus“, für die er von 1896 - 1944 arbeitete. Thönys Technik war brillant, er zeichnete mit Bleistift oder Kohle, Tusche und Deckweiß in schwungvoller Handschrift. 

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<h5>Er nahm mit seinem bekanntesten Sujet, dem „preußischen Offizier“, einen Anachronismus der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs ins Visier.&nbsp; &nbsp;</h5>Sein „Leutnant“ steht dabei nicht nur für eine gesellschaftliche Schicht, sondern Thöny thematisiert vielmehr die historische Situation vor dem Ersten Weltkrieg in ihrer Gesamtheit. Er deckt die verheerende Verbindung von Militarismus und Nationalismus ebenso auf wie den Anachronismus des sog. „Bunten Rocks“, der noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden Uniform, die zur modernen, industriellen Kriegsführung vollkommen ungeeignet war.Ebenso stand der dekadente Lebensstil der Offizierskaste im Gegensatz zur Realität breiter Kreise der Industriegesellschaft. Obrigkeitshörigkeit und der sprichwörtliche „Kadavergehorsam“ fanden 1931 ein literarisches Pendant in Carl Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“. Thöny hielt sich ab 1897 immer wieder für längere Zeit in Berlin auf und trieb seine Gesellschaftsstudien.<figure class="image"><img src="/uploads/Thoeny_Eduard_ohne_Titel_1898_Tusche_27x15_5_erschienen_Simplicissimus_Jg2_Nr51_d73a696df8.jpg"><figcaption>Eduard Thöny, Ohne Titel, 1898, in: Simplicissimus 2 (1898), Nr. 51, S. 403</figcaption></figure>In den ersten beiden Jahrgängen werden fast schablonenhafte Prototypen aus Militär und Gesellschaft dargestellt. Thöny karikierte &nbsp;„[…] die Überheblichkeit ihres Standes und ein[en] Lebensstil, der fern von den Erfordernissen einer sich entwickelnden, modernen Industriegesellschaft lag”, so beschreibt es Laurenz Demps in seinem Beitrag „Einseitigkeit macht schneidig” (Thöny/von Kessel, S. 174).Schlank, großgewachsen mit auffallend großem Mund, blasiert, gelangweilt und voll Überheblichkeit, entlarvt sich der Dargestellte selbst in seiner bornierten Einfalt.&nbsp;Mit der Zeit wurden Thönys Offiziere immer individueller und gewannen sozusagen an Persönlichkeit.<figure class="image"><img src="/uploads/Thoeny_Eduard_Ein_Berufener_1902_Tusche_Deckweiss_Deckfarben_36x25_5cm_Simplicissimus_Jg7_Nr1_95c4e3f269.jpg"><figcaption>Eduard Thöny - Ein Berufener, 1902, in: Simplicissimus 7 (1902), &nbsp;Nr. 1, S. 8</figcaption></figure>Text unter Abbildung: „Ich glaube, lieber Graf, aus unserem Dagobertchen wird auch mal ein tüchtiger Leutnant.“ –„So meinen gnädige Frau, dass er das Zeug dazu hat?“ – „Ach, ja, er hat gar keine höheren Interessen.“&nbsp;Um 1900 hatte Thöny einen unverwechselbaren Stil gefunden. Er arbeitete bevorzugt mit Tusche und Deckweiß, Kohle und Fettkreide für seine zumeist schwarz-weißen Blätter, die dann oft farbig gedruckt wurden. So entstehen mehrfarbige Darstellungen, reich schattiert, teils in einer innovativen Spritztechnik ausgeführt. Eine besondere Rolle spielt dabei Deckweiß, das Thöny sowohl für Korrekturen und Retuschen einsetzte als auch als Mittel, um durch die Weißhöhung Stofflichkeit und malerische Effekte zu erzeugen.Zum Verständnis der Bezüge von Bild und Text muss erwähnt werden, dass die Inhalte der Simplicissimus-Ausgaben in wöchentlichen Redaktionskonferenzen abgestimmt wurden und die Verbalisierung, in Analogie zur vorgelegten Zeichnung, von festangestellten Textern vorgenommen wurde.In einem Nachruf schrieb sein Freund Olaf Gulbransson 1957:„Thöny war ein blendender Zeichner. Unerhört verwendbar. Ich wüsste nicht was er nicht auswendig aus der Welt zeichnen konnte. Er war auch vor allem ein hervorragender Kenner der Militärs. Wie die Franzosen ihren Eduard Detaille, so hatten wir unseren Eduard Thöny. Den „Preussischen Leutnant“ hat er geschaffen, ohne ihn wüssten wir jetzt nicht mehr, wie dieser Leutnant gewesen ist. Dabei lieferte er keine billigen Karikaturen. Er hat ihn einfach so dargestellt, wie er war, und unterstrichen. Auf seine Karikaturen hin bekamen wir beim Simplicissimus die besten Witze von den Offizieren selbst, direkt aus den Kasinos geliefert.“ (Reimann, o. S.)

Eduard Thöny lieferte für die satirische Zeitschrift „Simplicissimus“ von deren Gründung 1896 bis zur Einstellung 1944 fast wöchentlich Beiträge in Form von Zeichnungen und deckte dabei vorrangig den Bereich Militär- und Gesellschaftskritik ab. 

Der Leutnant

Künstler

Eduard Thöny

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