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Eduard Selzam war der erste Künstler, der sich am Westufer des Ammersees niederließ. Möglicherweise war er es, der Professor Paul Hoecker, „den ersten modernen Lehrer“ der Akademie der Bildenden Künste München, und den Bildhauer Mathias Gasteiger für die Landschaft rund um Utting und Holzhausen begeisterte.

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<p>Um sich seinen Traum vom eigenen kleinen Schloss am See zu erfüllen, kaufte Eduard Selzam im Dezember 1889 von den Uttingern Marx, Zimmermann, Abenthum und Feistl Seegrundstücke am südlichen Rande von Utting. Dem Zeitgeist folgend entwickelte er eigene Pläne, die sich am Stadtmuseum München orientierten. Er gewann zunächst den Münchner Architekten Georg Guinin, dessen Pläne aber nicht zur Ausführung kamen. Erst mit Baumeister Johann Berchtold aus Erling wurde das Bauvorhaben im historisierenden neugotischen Stil realisiert.</p><h3>Außenansicht</h3><p>Im Jahre 1890 entstand das Hauptgebäude, das durchaus an eine Ritterburg erinnert. Es ist als eingeschossiges Wohn- und Atelierhaus im Stile mittelalterlicher Hofmarkschlösser konzipiert. Weithin fällt vor allem das riesige dreigeschossige Steilsatteldach auf, das mit Türmchenaufsätzen geschmückt ist. Das Dachgeschoss reicht über drei Ebenen. Die Belichtung wird durch versetzt angeordnete Schleppgauben gesichert. Auf dem Dachfirst ragen zwei gemauerte Kamine, deren Giebelspitzen durch Türmchenaufsätze mit Wetterfahnen geschmückt wurden, in den Himmel.&nbsp;</p><p>An den südlichen Hausecken sind Erkertürmchen mit hohen Spitzdächern angebracht, während die nördlichen Hausecken Ohrwaschl-Gauben aufweisen. Der Giebel der Südfassade zeigt eine stichbogige Loggia mit gestufter Fensteranlage, ursprünglich mit Holzgeländer versehen. Darüber sind zwei Wappensteine angebracht. Ornamentfelder mit gotisierendem Maßwerk zieren die Fassade. An der westlichen Traufseite wurde ein Bodenerker zur Erweiterung der Küche angebaut. Mehrteilige Kreuzstockfenster sind die bevorzugte Fensterform. Eine Ausnahme bildet das große Atelierfenster an der Nordseite, das als Spitzbogen schließt.</p><p>Der repräsentative Hauseingang zeigt zur Seeseite hin und wird durch eine massive Eichenbretttür und eine zweiläufige Freitreppe mit gestufter Wange charakterisiert.</p><p>Südlich des Wohngebäudes wurde ein Blumen- und Gemüsegarten angelegt, der von einem Brunnen mit Wasser versorgt wurde.</p><h3>Innenansicht</h3><p>Die gesamte Nordhälfte nahm das Atelier ein, das über eine Differenztreppe vom Flur aus erreichbar war. Im Süden befand sich die Küche und ein zusätzliches Zimmer. Eine viertelgewendete Treppe führte vom Flur aus in das erste Dachgeschoss mit zwei weiteren Räumen.&nbsp;</p><p>Wertvolle Türen, kunstvoll und reich geschnitzt und mit erstklassigen Beschlägen, zeichnen noch immer das Innere des Wohnhauses aus.&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Selzam_Detail_Tuerbeschlag_Jaegertuer_ES_web_75a0867d0b.jpg"><figcaption>Jägertür Türbeschlag, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><p>Im Erdgeschoss sind sie mit Eselsrücken versehen, im Obergeschoss mit Spitzbogenabschluss.&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Selzam_Jaegertuer_Detail_priv_ES_web_b64298758e.jpg"><figcaption>Jägertür, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><p>Gewölbte Holzdecken überspannen die Räume. Ein Zimmer im Erdgeschoss wird von einer umlaufenden Wandvertäfelung mit reichem Schnitzornament geschmückt. Das angepasste Wohnmobiliar bildet zusammen mit dem Kachelofen eine harmonische Einheit. Viele dieser Elemente der Inneneinrichtung wurden von Eduard Selzam nicht nur entworfen, sondern auch selbst angefertigt und legen somit Zeugnis seiner Vielseitigkeit ab.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Selzam_Schraenkchen_oberer_Teil_ES_web_8d1fb5fb4d.jpg"><figcaption>Schränkchen, oberer Teil, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/Selzam_Eduard_Schatulle_15cm_hoch_17cm_breit_12cm_tief_Privatbesitz_ES_web_93d9be2ca2.jpg"><figcaption>Eduard Selzam, Schatulle, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><h3>Nebengebäude</h3><p>Ab 1895 entstanden die Nebengebäude, die wie ein mittelalterlicher Wirtschaftshof gestaltet waren. Auch diese Häuser sind mit Satteldächern versehen, die eine unterschiedliche Firsthöhe und Firstrichtung zeigen. Die Ausführung erfolgte in fränkischer Fachwerktechnik.</p><p>Eine Schiffshütte am Seeufer komplettierte das Ensemble. Leider fiel dieses Bootshaus einem Hochwasser zum Opfer. Es wurde nicht mehr aufgebaut.</p><h3>Veränderungen und Anpassungen bis heute</h3><p>In den 1950er Jahren wurde das große Atelierfenster, das als solches nach Eduard Selzams Tod nicht mehr benötigt wurde, zugemauert. 1995 öffnete man es wieder. Das Wohnhaus wurde in den 1980er Jahren instandgesetzt, die Nebengebäude zehn Jahre später. Im Wesentlichen wurde das Gebäude nach den ursprünglichen Plänen zurückgebaut. Das gesamte, bisweilen verwilderte, Grundstück wurde in ein gepflegtes Parkgrundstück verwandelt.</p><p>Weitere bauliche Maßnahmen erfolgten dann in den Jahren 2001 bis 2003.</p><h3>Nutzung des Gebäudes</h3><p>Wer lebte und lebt nun in diesem prächtigen Gebäude?</p><p>Von 1890 bis 1935 bewohnte es der Kunstmaler und Rittmeister Eduard Selzam mit seiner Frau Agathe, ab 1935 lebte Selzam allein dort.</p><p>Nach seinem Tod im Jahre 1951 ging das gesamte Anwesen an eine Erbengemeinschaft über. Das Gebäude wurde zunächst vermietet, u.a. an das evangelische Pfarramt unter Pfarrer Ruprecht. Die landwirtschaftlichen Grundstücke und Gebäude wurden verpachtet.</p><p>Das gesamte Erbe ging an die Großneffen und die Großnichten des Malers.</p><p>Seit 1981 ist das Anwesen im Besitz von Friedrich-Karl und Gisela Julia von Selzam, die seit 1986 auch hier wohnen. Zwischenzeitlich (1981 – 1986) wurde es vermietet.</p><p>Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurden zu Ferienwohnungen umgebaut.</p><p>&nbsp;</p>

Nach eigenen Plänen entworfen, wurde das Bauvorhaben mit Baumeister Johann Berchtold aus Erling realisiert.

Ein Lebenstraum - Das Schlössl

Künstler

Eduard Selzam

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