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Als Werbegrafikerin schuf die Künstlerin unter anderem das bekannte Pfanni-Mädchen. Neben ihrer Tätigkeit in der Werbung illustrierte sie aber auch Kinderbücher und Märchen. All diese Zeichnungen schlummerten jahrzehntelang vergessen auf dem Dachboden, bis sich ihr Neffe daran erinnerte und sie der JES Kulturstiftung zur Verfügung stellte.

Grafik

Illustration

<h5>1920</h5>Emma Magdalena Wirth wird am 05. März 1920 als zweites Kind des technischen Oberpostamtmanns Karl Wirth (1881 – 1965) und seiner Frau Maria (1892 – 1987) in Bamberg geboren. Ihr Bruder Christian (1914 – 1987) ist sechs Jahre älter als sie.&nbsp;<h5>1926 – 1938</h5>Emma verbringt ihre Kindheit und Jugend mit ihrer Familie im eigenen Haus in Bamberg. 1926 wird sie eingeschult und besucht dann vier Jahre lang die Volksschule, bevor sie 1930 an das Städtische Mädchenlyzeum wechselt, wo sie bis 1936 sechs Jahre lang die Schulbank drückt. Nach dem Abschluss ihrer Schulzeit verlässt sie Anfang Juli 1938 mit ihren Eltern ihre Heimatstadt in Richtung Augsburg, wohin ihr Vater aus beruflichen Gründen versetzt wird.&nbsp; &nbsp;

Die junge Frau entscheidet sich für eine künstlerische Laufbahn.&nbsp;Zum Wintersemester 1939/40 schreibt sie sich an der Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg ein, wo sie ein Semester lang studiert.&nbsp;Ab dem Sommersemester 1940 beginnt sie ein Kunststudium in München an der Akademie für angewandte Kunst, um sich als Grafikerin ausbilden zu lassen. Im Frauentorgraben 69 bezieht sie ihren ersten eigenen Wohnsitz.Sie besucht die Klasse des bekannten Professors Friedrich Heubner (1886 – 1974), Mitglied der Münchner Secession, Mitarbeiter in den Zeitschriften „Jugend“, „Gartenlaube“ und „Simplicissimus“, seit 1927 Professor für freie Grafik an der Münchner Kunstgewerbeschule, später an der Nürnberger Staatsschule für angewandte Kunst und schließlich ab 1940 Professor der Münchner Akademie.Möglicherweise studierte Emma Wirth bereits in Nürnberg bei Professor Friedrich Heubner. Das würde auch ihren Wechsel nach München nach bereits einem Semester erklären.<h5>Häufige Umzüge in und um München</h5>Während ihrer Studienjahre in München zieht Emma Wirth mehrmals um. Zunächst wohnt sie im Frauentorgraben 69, dann kurze Zeit in der Adelheidstraße 33/3, bevor sie ihren Wohnsitz für ein Jahr in die Siegfriedstraße 13/0 verlegt, um dann bis 1943 in die Gabelsbergerstraße 10/II zu wechseln. 1943 zieht sie ein weiteres Mal um, nämlich in die Kaulbachstraße 30. Zwischen ihren Umzügen in München ist sie immer wieder bei ihren Eltern in der Stadtjägerstraße 10 in Augsburg gemeldet. Am 1. September 1944 zieht sie vorerst für längere Zeit zu ihren Eltern, weil sie auch ihren Arbeitsdienst in Augsburg ableistet. Am 13. Dezember 1945 siedeln Eltern und Tochter nach Schnabelwaid in Oberfranken um. &nbsp;

&nbsp;Ab 1946 wohnt Emma zunächst bei ihrem Bruder Christian und dessen Frau in Bogenhausen in der Mauerkircherstraße, später zieht sie nur 300 Meter weiter in die Pienzenauerstraße, wo sie bis 1954 lebt.Emma konzentriert sich nun auf die Illustration von Kindern und Tieren. Unzählige Skizzen belegen ihre genaue Beobachtungsgabe der vielen menschlichen Emotionen und Aktivitäten. Für die Kinderzeichnungen dient ihr 1947 geborener Neffe Klaus als Modell.<figure class="image"><img src="/uploads/V1a_Wirth_Emma_Kinderkopf_Bleistiftskizze_12x15cm_Privatbesitz_ES_web_f0380427cc.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Kinderkopf, o. J., Skizze, Bleistift, 12 x 15 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1b_Wirth_Emma_1_Klaus_der_Erste_geboren_am_15_1_47_Tusche_Aquarell_14x11cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_85171df90e.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Klaus der Erste, o. J., Tusche, Aquarell, 14 x 11 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure> Dem Zeitgeist entsprechend personifiziert sie Tiere, stattet sie mit menschlichen Eigenschaften aus und lässt sie auch wie Menschen agieren.Neben ihrer Tätigkeit als Grafikerin arbeitet sie bei ihrem Bruder, dem Fotografen Christian Wirth, im Fotolabor, das in einem Schwabinger Keller untergebracht ist.<figure class="image"><img src="/uploads/V1c_Emma_Wirth_Eichhoernchenkind_spricht_mit_Eichel_Zapfenkind_Tusche_mit_Aquarell_10x9cm_Privatbesitz_Jes_Kulturstiftung_web_632bae107f.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Eichhörnchenkind spricht mit Eichelzapfenkind, o. J., Tusche mit Aquarell, 10 x 9 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung&nbsp;</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/V1f_Wirth_Emma_Apfel_mit_Made_Farbskizze_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_2767a067ae.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Apfel mit Made, o. J., Bleistift, Tusche, Aquarell, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1g_Wirth_Emma_2_Voegel_im_Gespraech_Tusche_Bleistift_Aquarell_priv_web_ce2c41a124.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Vögel im Gespräch, o. J., Bleistift, Tusche, Aquarell, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure>&nbsp; &nbsp;

Im Jahre 1954 zieht sie endgültig nach Holzhausen am Ammersee, wo ihre Eltern bereits seit Ende des Krieges leben. Auf Vermittlung von Wolfgang Münzer kommt ein Verkauf der besonderen, wohl der schweren Nachkriegszeit geschuldeten Art, zustande. Wolfgangs Vater, der bekannte Maler Adolf Münzer, verkauft Christian Wirth ein Grundstück für Warenwerte. Dort wohnen dessen Eltern zusammen mit ihrem Enkel Klaus in einem Bauwagen, der mangels geeigneter Alternativen und aus finanziellen Gründen statt eines Hauses vorübergehend als Bleibe dienen muss.Auch schon vor ihrem endgültigen Umzug an den Ammersee wohnt Emma immer wieder eine Zeitlang bei ihren Eltern und ihrem Neffen im Bauwagen.Nach dem Verkauf des Hauses in Bamberg kann Anfang der 1950er Jahre ein neues Domizil in Holzhausen finanziert werden. Im Keller des Hauses richtet Christian Wirth für seine Schwester ein Fotolabor ein. Jedes Wochenende versorgt er sie mit Filmen, die sie während der Woche im Labor entwickelt. Die Fotografien retuschiert und koloriert sie auch bei Bedarf. &nbsp;

Auf Vermittlung ihres Bruders erhält sie Aufträge der Firma Pfanni, für die sie das Pfanni-Mädchen und vielleicht auch das Pfanni-Buberl kreiert, wobei letzteres möglicherweise ihrem Neffen Klaus nachempfunden ist. Nahezu zwei Jahrzehnte lang prägen diese beiden Figuren das Gesicht des Kartoffelwerks Pfanni. In der Werbung, auf Plakaten und in Zeitungen werden die Pfanni-Kinder durch ihre Präsenz international bekannt.Sie entwirft für Pfanni aber auch noch andere Figuren, insbesondere das Projekt „Einst und Jetzt“ mit Versen, die als Ohrwürmer im Gedächtnis der Käuferinnen bleiben sollen.<a class="mention" data-mention="@Von Pfanni-Mädchen und glücklichen Hausfrauen" href="von-pfanni-maedchen-und-gluecklichen-hausfrauen" data-type="story" data-id="63" data-slug="von-pfanni-maedchen-und-gluecklichen-hausfrauen" data-text="Von Pfanni-Mädchen und glücklichen Hausfrauen" data-cover="/uploads/G6c_Wirth_Emma_Pfanni_Maedchen_Druck_21x30cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_3c3eae8134.jpg" data-description="Der agile und vielbeschäftigte Fotograf Christian Wirth kennt, bedingt durch seine berufliche Tätigkeit, in und um München viele bedeutende Persönlichkeiten. 
" data-inline="true">@Von Pfanni-Mädchen und glücklichen Hausfrauen</a>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/G6b_Wirth_Emma_Pfanni_Maedchen_sw_Foto_10x14_5cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_c2dd557e77.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Pfanni-Mädchen, sw-Foto, 10 x 14,5 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure>Neben der Pfanni-Reklame ist Emma aber auch in der Modebranche tätig. Sie zeichnet Modelle für die Modefirmen Modella, Konen und Bleyle und illustriert die Verpackung des Schmerzmittels Melabon.<figure class="image"><img src="/uploads/V1k_Wirth_Emma_Melabon_sw_Foto_24x18cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_d3baf5fda9.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Werbung für Melabon, o. J., sw-Foto, 24 x 18 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1l_Wirth_Emma_Modella_Bleistiftskizze_Detail_30x18cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_36ad6b7e4c.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Skizzenblatt Modella, o. J., Detail, Bleistift, 30 x 18 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1m_Wirth_Emma_Dame_mit_Handtasche_Skizzenblatt_Detail_31x24cm_Privatbesitz_Jes_Kulturstiftung_web_bd13613572.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Dame mit Handtasche, o. J., Bleistift, Tusche, Skizzenblatt, Detail, 31 x 24 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung&nbsp;</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1n_Wirth_Emma_Dame_mit_Sektglas_Skizzenblatt_Bleistift_24x18cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_7cbc3b9a8e.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Dame mit Sektglas, o. J., Skizzenblatt, Bleistift, 24 x 18 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure>Für den Süßwarenhersteller Heinerle in Bamberg entwirft sie das Firmenlogo ebenso wie den Schriftzug und kreiert die Werbefigur des Heinerle, den sogenannten Heinerle-Buben. Sowohl für das Logo als auch für die Werbefigur erwirbt sie 1954 das Schutzrecht.<figure class="image"><img src="/uploads/V1o_Wirth_Emma_Heinerle_Bub_1_Bleistiftskizze_14x19cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_9ac7e52371.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Entwurf für Heinerle-Bub, o. J., Skizze Bleistift, 14 x 19 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure><figure class="image"><img src="/uploads/V1p_Wirth_Emma_Heinerle_Bub_gruen_Collage_20x25cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_059c34dc3b.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Heinerle-Bub auf grünem Hintergrund, o. J., Collage, 20 x 25 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure>Mehrere Entwürfe für Kinderbücher verraten ihre Vorliebe für dieses Metier. Mit dem Verlag Hugendubel in München plant sie ein Kinderbuch über ein Insektendorf, das aber aus kommerziellen Gründen nicht zustande kommt.<a class="mention" data-mention="@Heile Welt und harte Wirklichkeit" href="heile-welt-und-harte-wirklichkeit" data-type="story" data-id="61" data-slug="heile-welt-und-harte-wirklichkeit" data-text="Heile Welt und harte Wirklichkeit" data-cover="/uploads/G5m_Wirth_Emma_Insektenhochzeit_Tusche_Aquarell_38x30cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_6cd256eaa6.jpg" data-description="Gegen Ende der 1940er Jahre entwirft Emma Wirth Illustrationen für ein Kinderbuch. Es wird nie gedruckt." data-inline="true">@Heile Welt und harte Wirklichkeit</a>&nbsp; &nbsp;

Von ihrer Kunst kann Emma Wirth nicht leben. Sie zeichnet zwar noch und illustriert Märchen, die von einem Kunsthändler aus Icking kopiert, gerahmt, beworben und verkauft werden. Aber ihren Lebensunterhalt verdient sie durch die Laborarbeit bei ihrem Bruder.<figure class="image"><img src="/uploads/V1qneu_Wirth_Emma_Emma_retuschierend_s_w_Foto_8_5x12cm_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_e1c8fa4849.jpg"><figcaption>Emma Wirth, Emma retuschierend, o. J., sw-Foto, 8,5 x 12 cm, Privatbesitz, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure>Irgendwann hört sie auf zu malen und zu zeichnen. Ist es Enttäuschung, Zeitmangel oder der Verlust der Inspiration? Man weiß es nicht. Aber außer den Märchenbildern sowie den Kinder- und Tierbildern der 1940er bis 1960er Jahre finden sich keine weiteren Skizzen in ihrem Nachlass. Die Vermutung ihres Neffen, dass sie ihre künstlerische Tätigkeit komplett eingestellt hat, erscheint durchaus plausibel.&nbsp;Sie kann im Hause ihres Bruders in Holzhausen wohnen, zunächst zusammen mit ihren Eltern und ihrem Neffen. Eine eheliche Bindung geht sie nie ein. Es ist anzunehmen, dass sie sich auch um ihre mittlerweile betagten Eltern kümmert. Nach Aussagen von Familienangehörigen ist sie stark auf ihren Vater und ihren Bruder fixiert. &nbsp;

Emma Wirth lebt sehr zurückgezogen in ihrem Zuhause in der Adolf-Münzer-Straße 17 in Holzhausen.&nbsp;Im Alter von 75 Jahren erblindet sie aufgrund einer Netzhautablösung ebenso wie schon zuvor ihr Vater und ihr Bruder. Hilfe im Lebensalltag erhält sie von Freunden, Bekannten und ihrem Neffen.Im Dezember 2000 stürzt sie, mittlerweile 80-jährig, und zieht sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Sie wird ins Krankenhaus nach Garmisch-Partenkirchen eingeliefert und stirbt wenig später, am 2. Dezember 2000, an den Folgen dieses Bruchs.Emma Wirth wird wie ihre Eltern und ihr Bruder im Holzhauser Friedhof beigesetzt.<figure class="image"><img src="/uploads/V1t_Wirth_Emma_Grabstein_Farbfoto_Privatbesitz_JES_Kulturstiftung_web_362f17c633.jpg"><figcaption>Grabstätte Emma Wirth, Friedhof Holzhausen, © JES Kulturstiftung</figcaption></figure> &nbsp;

Akademie der Bildenden Künste München, Archivbestand ‘Staatliche Akademie für angewandte Kunst, München’, Studienakte Emma Wirth, 1940 - 1946. Eckart, Otto: Pfanni - Mein Leben: Eine Unternehmensbiografie, München 2012. Gemeinde Utting, Standesamt, Urkunde Nr. 562/2000 Stadtarchiv Augsburg, Meldekartei Abgabe II, Meldekarte Emma Wirth Stadt Bamberg, Einwohnermeldeamt, Urkunde Nr. 328/1920, Bescheinigung vom 16.09.1952 Wirth, Klaus (Holzhausen), 2021/22, mündliche Aussagen &nbsp;

Emma Wirth

Emma Wirth

1920 - 2000

Vita

1920 - 1938

1939 – 1946: Studienjahre in Nürnberg und München

1946 - 1954

1954 Umzug nach Holzhausen

1950er und 1960er Jahre

Spätere Jahre

1990er Jahre

Literatur

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