Der Maler und Illustrator Robert Weise zählt zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Künstlergruppe „Scholle“. Er wirkte von 1906 bis 1913 als freier Künstler in Stuttgart, bevor er nach Weimar zog, wo er bis 1918 die Naturklasse an der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst leitete.

Illustration

Malerei

Robert Julius Weise wird am 2. April 1870 in großbürgerlichen Verhältnissen geboren. Der Vater ist Verleger; das naturverbundene, musische Elternhaus prägt den jungen Weise, der sich schon früh zur Kunst hingezogen fühlt, sich nach dem Abitur jedoch für eine militärische Laufbahn entscheidet. Aufgrund einer schweren Nierenerkrankung kann er diesen Berufswunsch nicht verwirklichen.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_im_Hintergrund_ein_Portrait_seines_Vaters_dd19172bb7.jpg"><figcaption>Der junge Robert Weise malt seinen Vater.</figcaption></figure>

Von 1889 bis Frühjahr 1892 studiert Weise an der Düsseldorfer Kunstakademie. Nach einer Studienreise nach Holland und Italien schreibt er sich 1893 an der Académie Julian ein, wo er bis 1895 lernt. Von November 1895 bis April 1896 bereist Weise mit seinem Cousin, dem Maler Robert Hoffmann, Italien, Spanien und Frankreich und lässt sich im November 1896 in München nieder.<figure class="image"><img src="/uploads/R_Weise_Prozession_in_Burgos_32x24cm_13680_Kopie_432d91531c.jpg"><figcaption>Robert Weise, Prozession in Burgos, Spanien, um 1896, Öl auf Malkarton, 32 x 24 cm, Privatbesitz, Foto: Peter Brunner, Dachau</figcaption></figure><h5>Illustrationen</h5>Weise beginnt ab 1897 für den Verlag seines Vaters und die Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Illustrationen und Bucheinbände zu entwerfen. Das von ihm gestaltete Buch von Marie von Ebner-Eschenbach „Hirzepinzchen. Ein Märchen“ gilt als eines der schönsten Kinderbücher des Jugendstils.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Einband_Hirzepinzchen_von_Marie_von_Ebner_Eschenbach_67c102ad9f.jpg"><figcaption>Robert Weise, Einband zu "Hirzepinzchen", 1900, Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz</figcaption></figure>Auch seine Illustrationen zu Hauffs- und Grimms-Märchen werden bis Anfang der 1930er-Jahre aufgrund ihrer Popularität bei allen Neuauflagen der Titel beibehalten. Für die Zeitschrift „Jugend“ gestaltet er 1898 lediglich eine ganzseitige Illustration, „Der Froschkönig“.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_Der_Froschkoenig_In_die_Jugend_2_Jahrgang_1898_Heft_47_S_1893_f974844ee1.jpg"><figcaption>Robert Weise, Der Froschkönig, 1897, in: Jugend 3 (1898), Nr. 47, S. 1893</figcaption></figure>1901 druckt die „Jugend“ Weises Werk „Die Städterin“ ab. In der Sondernummer der „Jugend“ zur „Scholle“ (1903) ist Weise mit seinem Bild „Erster Schnee“ vertreten.<h5>Mitglied der „Scholle“</h5>Im November 1899 gründet Weise mit anderen Malern die Künstlervereinigung „Scholle“. Die Vereinigung stellt bis zu ihrer Auflösung 1911 in München und anderen deutschen, Schweizer und österreichischen Städten aus.<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_an_den_Strogen_1900_Oel_auf_Leinwand_JPG_efcb171ce7.JPG"><figcaption>Robert Weise, An der Strogen, 1900, Öl auf Leinwand, 159,5 x 123 cm, Museum Erding, Leihgabe aus Privatbesitz, Foto: Museum Erding</figcaption></figure>

1901 nimmt Weise an der VII. Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast teil und erhält für sein Gemälde „Die Städterin“ die Goldmedaille II. Klasse. Ab 1902 ist er in Wien, Düsseldorf, Berlin und anderen Städten an Ausstellungen beteiligt. 1904 wird er Mitglied im Deutschen Künstlerbund. 1904 erwirbt die Königliche Pinakothek München sein großformatiges „Familienbildnis“. Auch die Museen in Berlin, Konstanz, Münster und Stuttgart erwerben Gemälde, daneben bilden Stillleben und Porträts eine wichtige Einnahmequelle für den Künstler.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_Die_Staedterin_1901_Oel_auf_Leinwand_184_x_159_cm_Polnisches_Nationalmuseum_Schloss_Rogalin_8cec5ed8d0.jpg"><figcaption>Robert Weise, Die Städterin, 1901, Öl auf Leinwand, 184 x 159 cm, Polnisches Nationalmuseum, Schloss Rogalin, © LWL-MKuk-Artothek</figcaption></figure><h5>Familienleben</h5>1901 heiratet Weise Walburga Feldhütter, die Tochter des Malers Ferdinand Feldhütter. Bis 1907 kommen vier Kinder zur Welt. Da er des Großstadtlebens überdrüssig ist, übersiedelt Weise mit seiner Familie in das am unteren Teil des Bodensees gelegene Schweizer Fischerdorf Gottlieben. Bereits im Jahr 1900 hatte er den Ort Wartenberg bei Erding entdeckt, wohin er sich ebenfalls immer wieder zum Malen zurückzieht. 1905 baut er sich dort ein Atelierhaus, 1913 ein Ferienhaus.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_Die_Familie_des_Kuenstlers_im_Garten_1904_Oel_auf_Leinwand_211_5_x_240_cm_Bayerische_Staatsgemaeldesammlungen_Neue_Pinakothek_Muenchen_da8550e30d.jpg"><figcaption>Robert Weise, Die Familie des Künstlers im Garten, 1904, Öl auf Leinwand, 211,5 x 240 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlung - Neue Pinakothek München, URL: http://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/6kLaqRyL8V (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_Wintersonne_1905_Oel_auf_Leinwand_59_cm_x_59_cm_Privatbesitz_be2433843b.JPG"><figcaption>Robert Weise, Wintersonne, 1905, Öl auf Leinwand, 59 x 59 cm, Privatbesitz, Foto: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Haus_Hecht_in_Gottlieben_a632d7b4ca.jpg"><figcaption>Das "Haus zum Hecht" (rechts) in Gottlieben, in dem die Familie Weise lebte. Weises Wohnung befand sich im 2., sein Atelier im 3. Stock.</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Gottlieben_8_7e6b4c3aa1.bmp"><figcaption>Robert Weise mit Tochter Gertraud und Sohn Kurt</figcaption></figure>

Im Frühjahr 1906 erhält Weise vom Verein Württembergischer Kunstfreunde einen Ruf nach Stuttgart. Man garantiert ihm ein festes Jahresgehalt ohne Verpflichtungen sowie ein geräumiges, modernes Atelier. Weise ist in Stuttgart vielseitig engagiert und seine lebensgroßen Porträts, u. a. von Kaiser Wilhelm II. sowie dem württembergischen Königspaar, erregen Aufmerksamkeit. 1911 wird ihm der Professorentitel verliehen.<figure class="image"><img src="/uploads/R_Weise_Stillleben_Champusfloete_52x42cm_13677_Kopie_f7e69e2ac0.jpg"><figcaption>Robert Weise, Stillleben mit Champagnerflöte, o. J., Öl auf Leinwand, 42 x 52 cm, Privatbesitz, Foto: Peter Brunner, Dachau</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/R_Weise_Picknik_50x65cm_13710_Kopie_7da5f50028.jpg"><figcaption>Robert Weise, Kaffeetafel am Waldrand, o. J., Öl auf Leinwand, 50 x 65 cm, Privatbesitz, Foto: Peter Brunner, Dachau</figcaption></figure><h5>Weimar</h5>Zum Wintersemester 1913 wird Weise als Leiter der Naturklasse an die Kunstakademie Weimar berufen. Er beteiligt sich weiterhin deutschlandweit an Ausstellungen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bringt tiefgreifende Änderung seines Lehramtes und des Ausstellungswesens mit sich. Weise zieht sich immer öfter nach Wartenberg zurück, aufgrund seiner labilen Gesundheit wird er nicht eingezogen. 1917 kommt es zu Differenzen an der Akademie. Weise wird zunächst gekündigt, sein Vertrag dann aber doch bis April 1919 verlängert.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/R_Weise_Atelier_Kunstschule_Weimar_109x97cm_13686_Kopie_4fd806c668.jpg"><figcaption>Robert Weise, Weises Atelier in der Kunstschule Weimar, um 1915, Öl auf Leinwand, 109 x 97 cm, Privatbesitz, Foto: Peter Brunner, Dachau</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_vermutlich_in_seiner_Ausstellung_in_der_Galerie_Schulte_Berlin_1917_4296f18461.jpg"><figcaption>Robert Weise, vermutlich in seiner Ausstellung in der Galerie Schulte, Berlin 1917</figcaption></figure>

Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands kündigt Weise sein Lehramt vorzeitig und zieht 1919 nach Starnberg. Seit 1921 hält er sich mehrfach in der Schweiz auf, wo er Auftragsarbeiten ausführt. Am 5. November 1923 stirbt Robert Weise in Starnberg und wird in Stuttgart beigesetzt, später auf den Waldfriedhof in Starnberg umgebettet.&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/R_Weise_Familienbild_65x93_5cm_13622_Kopie_1_4fb641db8c.jpg"><figcaption>Robert Weise, Die Familie des Künstlers beim Picknick, 1915, Öl auf Leinwand, 62 x 92 cm, Privatbesitz, Foto: Peter Brunner, Dachau</figcaption></figure>&nbsp;<figure class="image"><img src="/uploads/Robert_Weise_in_Wartenberg_1917_084d79ca4b.jpg"><figcaption>Robert Weise in seinem Wartenberger Atelier, 1917</figcaption></figure>&nbsp;

Fritz von Ostini, Robert Weise und seine Malerei. In: Velhagen &amp; Klasings Monatshefte, 33. Jg., September 1918, H. 1, S. 1-17. Heike Schmidt-Kronseder, Robert Weise. 1870-1923. Maler, Ausst.-Kat. Markt Wartenberg (Strogenhalle) 2002. Barbara Stark (Hg.): Robert Weise. 1870-1923. Natur und Salon. Ausst.-Kat. Konstanz (Städtische Wessenberg-Galerie) 2021. &nbsp;

Robert Weise

Robert Weise

1870 - 1923

Vita

Familie / Jugend

Studium

Erste Erfolge

Stuttgart und Weimar

Letzte Lebensjahre

Literatur

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