Die Teufelsbrücke von Cividale

Franz Wilhelm Voigt, Brücke in Cividale, um 1920, Öl auf Leinwand, 50,5 x 45,5 cm, © Kunstsammlung der Stadt Hof, Privatsammlung Wolfgang und Sabine Rüger
Im Anschluss an sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München reiste Franz Wilhelm Voigt 1896/1897, vermutlich alleine, nach Italien. Seine Reiseroute ist, so die Auskunft seiner Nachkommen, in etwa nachvollziehbar. Sein Weg führte ihn vermutlich über Villach und den Wurzenpass in die Gegend von Triest und Chioggia und schließlich nach Rom.Das hier gezeigte Gemälde konnten die Nachkommen Voigts 2010 aus dem Kunsthandel erwerben.Der Kunsthändler berichtete, das Bild stamme aus dem Besitz einer alten Dame, deren Vater Franz Wilhelm Voigt als Zahnarzt behandelt und als Honorar dieses Bild bekommen habe. Es zeigt den Blick auf die Ponte del Diavolo in Cividale di Friuli. Die Teufelsbrücke wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Sie spannt sich über eine Länge von 48 Meter über drei Brückenpfeiler von mehr als 20 Meter Höhe über die malerische Schlucht und ist das Wahrzeichen der Stadt. Rechts erhebt sich das gegenüberliegende Ufer des Natisone mit seinen Gebäuden. Links erhebt sich vor dem leuchtend blauen Himmel ein schlanker Campanile. Er gehört vermutlich zur Kirche San Francesco. Dank der topografischen Genauigkeit lässt sich der Betrachterstandpunkt gut bestimmen.Die Malweise ist locker, fast expressiv und gibt das südliche Licht gekonnt wieder.Zur Datierung:Die Entstehungszeit des Bildes, das links unten mit FW Voigt bezeichnet, aber nicht datiert ist, wirft einige Fragen auf. Das Gemälde wurde zunächst mit Voigts Italienreise 1896/97 in Verbindung gebracht, oder angenommen, es sei später nach einer damals entstandenen Skizze entstanden. Allerdings weisen die stilistischen Merkmale auf eine spätere Entstehungszeit hin. Eva Andrea Wendebourg datiert das Bild auf 1920, Ellen Mey auf 1929. Im Zusammenhang mit den Recherchen zu einer dritten Version eines Portraits des Nobelpreisträgers Paul Ehrlich stellte sich heraus, dass der Auftraggeber, der Arzt Adolf Dessauer und seine Frau Lilly, um 1920 bei einer Italienreise den Maler Franz Wilhelm Voigt getroffen hatten. Somit könnten die drei im Privatbesitz befindlichen Gemälde, „Die Lagune in Grado“, der „Hafen von Grado“ und eben die „Brücke in Cividale“ nach den Eindrücken dieser zweiten Italienreise Voigts ca. 1920 entstanden sein. Beide Orte liegen nur etwa 55 Kilometer auseinander.Text: Regina M. Fischer
LITERATURMey, Ellen: Der Maler Franz Wilhelm Voigt und die Künstlervereinigung „Scholle“, 69. Bericht des Nordoberfänkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde, Hof 2017, S. 89, 104.Rüger, Sabine/Rüger, Wolfgang: Franz Wilhelm Voigt, Ein Leben für die Kunst, Bayreuth 2017, unveröffentlichtes Manuskript.Wendebourg, Eva-Andrea: Franz Wilhelm Voigt (1867-1949), Ein Maler der „Scholle”, Regensburg 2015, S. 65, 107.
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