Nach dem Amt

Eduard Selzam, Nach dem Amt, o. J., Öl auf Leinwand, 135 x 105 cm, Privatbesitz, © Angelika Hoegerl
Eduard Selzam wählte als Schauplatz für sein Gemälde „Nach dem Amt“ den Platz vor der Kirche St. Jakob in Schondorf. Der romanische Tuffquaderbau aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist eines der ältesten, noch weitgehend im ursprünglichen Zustand erhaltenen Bauwerke in der Region.Die doppelgeschossige Kirche mit ihrem auffallend großen Dachgeschoss wurde 1149 von dem Schondorfer Adeligen und Ministerialen Chounradus gegründet. Im Jahrtagsverzeichnis von Diessen wird Chounradus gelobt: „… der die Kirche in lobenswerter Weise mit Kunstfertigkeit errichtet hat.“ Die Kirche verfügt über ein unterirdisches Gewölbe und das rechteckige Langhaus weist eine etwas eingezogene halbrunde Apsis auf.Dieser Ort hat auch eine persönliche Bedeutung für den Maler Eduard Selzam. In unmittelbarer Nähe steht bis heute das Wirtshaus Post. Seine Ehefrau Agathe war die Tochter des Postwirts.Vor dem Eingang an der südlichen Langseite der kleinen Kirche, deren Mauerwerk gut sichtbar ist, sind mehrere Bildfiguren zu sehen: ein älterer Bauer und Frauen in sonntäglicher Tracht. Am rechten Bildrand ist eine weitere Bildfigur schemenhaft zu erkennen, sie wurde vermutlich später übermalt.Rechts im Vordergrund geht eine junge Frau. Sie blickt aus dem Bild, ihr Gesicht ist dem Betrachter zugewandt. Sie trägt ein schwarzes Jäckchen über einer hochgeschlossenen Spitzenbluse, einen Rock in einem dunklen rötlichen Farbton und rot schwarz gestreiften Details. Eine Haube mit kleinem Schleier umrahmt ihr Gesicht, das Gebetbuch und einen Rosenkranz hält sie in der rechten Hand. Vermutlich handelt es sich um Agathe, die spätere Ehefrau des Malers.Hinter ihr ist eine ältere Frau im Profil zu sehen. Die weiße Bluse mit den bauschigen Ärmeln steht im Kontrast zum schwarzen Kleid.Eine weitere Frau tritt aus dem rundbogigen Portal der Kirche heraus, die rechte Hand am Geländer, steht sie auf der zweiten Treppenstufe.Links von der Mittelachse ist ein alter Mann auf einen Stock gestützt zu sehen. Er fasst sich mit der linken Hand an die Hutkrempe. Auffallend sind die derben Schuhe des Bauern.Links vom unteren Absatz der Treppe sitzen eine junge Frau mit weißer Schürze und eine weitere weibliche Bildperson, die in ihr Gebetbuch vertieft ist. In seinem Werk „Nach dem Amt" schildert Selzam die Minuten nach dem Gottesdienst, in denen die Kirchgänger auseinandergehen.
Teilen