Schneelandschaft

Hansl Bock, ohne Titel (Schneelandschaft mit Bauernhof in den Voralpen), o. J., signiert "Hansl Bock", Öl auf Karton, 62 x 81 cm, Privatbesitz, Salzburg, © privat
Nachweislich war Hansl Bock durch die (Stief-)Eltern in Bayern viel unterwegs, vor allem am Ammersee durch den Kontakt zu Adolf Münzer. Es liegt nahe, dass sie auch weitere Ausflüge im Südbayerischen zu bestimmten, malerisch interessanten Landschaftspunkten unternommen hat, wie dieses Bild beweist. Beim Bergmassiv im Bild könnte es sich um eine Teilansicht der Kampenwand handeln (Nordseite von Aschau aus gesehen) oder um den Hochstaufen bei Bad Reichenhall.Es ist ein Winterbild mit tiefverschneiter Landschaft. Vom Vordergrund des Bildes führt ein leicht abfallender Hügel in sanfter, welliger Bewegung zum Bauerngehöft in der Bildmitte, von dort aus öffnet sich der Blick nach rechts, über eine Talsenke, hinüber zu den schneebedeckten Berggipfeln. Malerisch verschränkt Hansl Bock auf diese Weise zwei Bildebenen: Vordergrund und Hintergrund schieben sich keilförmig ineinander – ein klassisches Mittel in der Malerei um Tiefenraum zu schaffen.Die sich kreuzenden Konstruktionslinien treffen sich dabei im Bedeutungszentrum des Bildes, welches sich bei genauerem Hinsehen erschließt: fast exakt in der Bildmitte ist ein Kreuz auf einem Zwiebeltürmchen zu erkennen. An dieser Stelle befindet sich offenbar eine kleine Kapelle, verborgen im Wald, welche die Malerin subtil in das Bild rückt. Dieses religiöse Zeichen, in Verbindung mit der winterlichen Landschaft und dem einsam gelegenen Gehöft stellt das Gemälde in einen größeren ikonographischen Kontext aus Werden und Vergehen, Leben und Tod. Die Bilder von Hansl Bock sind meist gekennzeichnet durch die Abwesenheit des Menschen. Ihr Oeuvre, auch wenn es vereinzelt Darstellungen von Badenden an den Seen (v.a. Ammersee) gibt, besteht vorwiegend aus (Blumen-)Stillleben und aus Darstellungen von Landschaften, sowie Städtebildern, in denen Menschen eher selten vorkommen. Wollte man dieses Gemälde weiter interpretieren, so steht hier das von Menschenhand geschaffene Gebäude einsam der großen Weite und winterlichen Kälte der Natur gegenüber. Möglicherweise ein Spiegelbild, sowohl biographischer, wie auch zeitgeschichtlicher Begebenheiten. Bei der farbigen Gestaltung orientiert sich die Künstlerin unter anderem an den Lehren der Impressionisten: so gestaltet sie etwa die Schattenpartien farbig, in Tönen von Grau und Gelb. Auch die Berge im Hintergrund, die obere und hintere Partie des Gemäldes, wurde mit einer besonders lebhaften Farbgestaltung bedacht. Hier greift die Malerin, bei einem sehr pastosen Farbauftrag und den bereits bekannten strichelig hingesetzten Pinselstrichen, zu feinen Nuancen von Grün und Rosa-Tönen.Versucht man das Bild zeitlich einzuordnen, dann könnte das ein Hinweis sein. Denn sowohl die Malweise, wie auch der farbige Gesamteindruck dieser Landschaft entspricht der Palette, welche Hansl Bock bereits in ihrem Passau-Bild aus dem Jahre 1930 verwendete – möglicherweise stammt dieses Bild auch aus jener Zeit.Text: Dr. Ulrike Reinert
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