Erich Erler-Samaden, Vorfrühling, 1901, Mischtechnik auf Leinwand, 95,3 x 95 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek, München
HörfassungGelesen von Regina M. Fischer
Erich Erler malte das Bild „Vorfrühling“ 1901, in dem Jahr, als er erstmals als Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“ in München ausstellte. Das Gemälde in ungewöhnlichem, annähernd quadratischem Format präsentiert sich in Mischtechnik auf Leinwand. Interessant ist die Komposition, die deutlich durch Diagonale geprägt ist. Da sind zunächst zwei schmale Rinnsale, die von der linken Bildkante bzw. vom unteren Bildrand nach rechts oben, in die Tiefe der Landschaft führen. Gegenläufig erscheint eine zweite diagonale Kompositionslinie, die Baumreihe, die vom rechten Rand nach links in den Hintergrund verläuft. Erler schafft so eine beachtliche Raumtiefe. An der linken unteren Bildecke, also unmittelbar im Vordergrund, hebt sich ein massiver Stein ab, auf dem der Künstler auch signiert hat. Im Mittelgrund, links unterhalb der Bildmitte, ist eine junge Frau oder ein Mädchen in Tracht dargestellt. Erler wählt hier eine Rückenfigur. Der Blick des Betrachters folgt ihr in die Tiefe des Bildes und er wird förmlich mit in die Landschaft gezogen. Die Farbigkeit ist verhalten, wie es der Jahreszeit des Vorfrühlings angemessen ist. Die Luft erscheint noch kalt und klar, aber das Mädchen geht bereits ohne Mantel ins Freie. Ein zarter Schimmer von frühlingshaftem Grün ist schon zu erahnen. Lediglich im Schatten unter den Bäumen haben sich noch letzte Reste von Schnee erhalten. Erler präsentierte das Gemälde 1902 auf der Jahresausstellung im Glaspalast. Dort wurde es vom Bayerischen Staat für die Pinakothek erworben. Heute ist es Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlung und wird unter der Inventarnummer 8246 zusammen mit zwei weiteren Landschaften aus der Zeit um 1900 und dem Ölgemälde „Morgenrot (Soldatenbegräbnis)“ von 1916 im Magazin der Neuen Pinakothek aufbewahrt. LITERATURHabich, Georg: Die Jahres-Ausstellung im Münchener Glaspalast. In: Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte Kunst, Bd. V, München 1902, S. 515.Kat. Ausst. Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung 1902 im Kgl. Glaspalast, 2. Aufl., München 1902, S. 37 (lfd. Nr. 285, Öl- und Temperagemälde) Nebel, Monika: Erich Erler und seine Zeit bei der Künstlervereinigung „Scholle“. In: Neunzert, Hartfrid (Hrsg.): Erich Erler - ein Schollemaler, 1870 - 1946. Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech, Schriftenreihe des Landsberger Stadtmuseums, Nr. 26, o.O. 2002, S. 10.