Winter in Bayern

Erich Erler: Winter in Bayern, 1905 (entstanden), 1908 (als Plakat veröffentlicht), Farblithografie, 124,5 x 89,5 cm
1903 kam Erich Erler nach München, dennoch blieben auch weiterhin Gebirgslandschaften und Winterbilder seine häufigsten Motive. Damit hatte er sich offenbar einen guten Namen gemacht. Der Münchner Fremdenverkehrsverein beauftragte ihn zwei Mal, nämlich 1905 und 1908, mit Reklameplakaten zum Thema "Winter in Bayern“.Der Kunstkritiker Fritz von Ostini lobte in einer Rezension zu einer Ausstellung der „Scholle“ „[d]ie Durchsichtigkeit dieser reinen klaren Lüfte, in denen die Ferne so seltsam scharf und klar erscheint“ (Ostini, S. 509).Unmittelbar im Vordergrund steht die wuchtige, urwüchsige Gestalt eines Schifahrers, der nahezu die gesamte Bildhöhe einnimmt. Er steht auf seinen Schiern, die parallel zur unteren Bildkante ausgerichtet sind. Mit einer langen Stange, deren Enden von beiden Bildkanten überschnitten werden, markiert Erler die Bildmitte. Diese horizontalen Linien und die Tatsache, dass der kräftige Mann die Stange fest in seinen behandschuhten Händen hält, ergeben eine ruhige Stabilität.Im Mittelgrund breitet sich auf einem leicht abfallenden Hang eine Schneefläche aus, im Hintergrund erheben sich die Berge bis weit über die Vegetationsgrenze hinaus. Der Schifahrer mit sonnengebräuntem Gesicht und blondem Schnurrbart blickt ruhig geradeaus. Gamaschen, die über die Schischuhe und die ganze Länge der Beine gezogen sind, schützen die Hose vor Schnee und Feuchtigkeit. Dicke, bis zum Ellbogen reichende Handschuhe und eine am Kinn geschlossene Wintermütze halten zusammen mit einem blauen, rot umsäumten Kittel, den oberen Teil des Körpers warm. Auf Höhe seines Kopfes ist der Schriftzug ‘Winter in Bayern’ in weißen Majuskeln mit erhöhten Initialen zu lesen. In der rechten unteren Ecke steht der Namenszug Erich Erler–Samaden. Durch die weite Verbreitung der Werbeplakate wurde natürlich auch der Name des Künstlers bekannt. Die Zeitschrift „Das Plakat“ brachte in der Augustausgabe des Jahres 1920 den Artikel „Deutsche Stadt und Deutsches Land im Künstlerplakat“ mit einer Abbildung des Erler-Plakats. Auch in einem Band von Velhagen & Klasings Volksbücher über das Engadin wird als Titelbild Erich Erlers Gemälde “Winterstille im Engadin” verwendet.
LITERATURFellerer, Gotthard (Hrsg): Erich Erler-Samaden (1870-1946), Wiener Neustadt o. J., o. S.Kammel, Franz Matthias: Heiße Kufen. Schlittenfahren: Repräsentation, Vergnügen, Sport. Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Band 10, Schlittenfahrt und Schneetourismus. Band 10, S. 108-109Ostini, Fritz von: Die “Scholle” im Münchner Glaspalast 1906, In: Die Kunst, Bd. 13, 1906, S. 505-516Velhagen & Klasings Volksbücher der Erdkunde. Das Engadin, Nr. 110, Titelbild, Abb. S. 7Lardelli, Dora: Erich Erler-Samedan - ein unentdeckter Maler des Engadins In: Katalog, Erich Erler-Samedan 1870-1946. Dank an die Berge, Ausstellung in der Chesa Planta, 12. Juli - 24. August 1997, o. S. Nebel, Monika: Erich Erler und seine Zeit bei der Künstlervereinigung “Scholle”. In: Erich Erler - ein Schollemaler 1870-1946, Neunzert, Hartfrid (Hrsg.) Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech, Kunstgeschichte und Volkskunde, Nr. 26, Landsberg am Lech, 2002, S. 12
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