Der Maler Franz Wilhelm Voigt  war ein engagiertes Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“.  
Er war als Illustrator für die Zeitschrift „Jugend“ tätig und beteiligte sich bis Mitte der 1920er Jahre an zahlreichen Ausstellungen. Der unermüdlichen Recherche seines Großneffen und dessen Ehefrau ist es zu verdanken, dass der Maler dem Vergessen entrissen wurde. Etwa 160 Gemälde sind mittlerweile bekannt. Sie bilden vermutlich nur einen Teil des Gesamtwerks. 

Malerei

Gustav Franz Wilhelm Voigt wird am 4. September 1867 in Hof an der Saale geboren.Sein Vater, Carl Friedrich Wilhelm Voigt (1833-1891), führt ein Großhandelsgeschäft für Tuchwaren, die Mutter, Margaretha Wilhelmina Auguste, geb. Goller (1843-1869), ist die Tochter eines Färbermeisters und Fabrikbesitzers. Er hat einen älteren Bruder, Hugo (1865-1938), mit dem er zeitlebens eng verbunden war.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/FF_0500_Sonnenplatz_Hotel_Prinz_Regent_Geburtshaus_Voigt_Hof_Stadtarchiv_Hof_ff60b55faa.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigts Geburtshaus in Hof, Unterer Kreuzstein 662b, heute Sonnenplatz / Ecke Luitpoldstraße, Foto um 1910, © Stadtarchiv Hof, FF 0500</figcaption></figure>Nach dem frühen Tod seiner Mutter werden Franz Wilhelm Voigt (sein Vorname Gustav wurde nie verwendet) und sein Bruder in die Obhut seines Onkels und seiner Tante, Friedrich und Marie Voigt, in Breslau gegeben. Der Vater sah sich nicht in der Lage, die Söhne alleine zu erziehen. &nbsp;Voigt besucht in Breslau das Johannes-Gymnasium und seine Pflegeeltern fördern die musische Ausbildung beider Kinder.&nbsp;Anschließend beginnt er sein Kunststudium an der Breslauer Kunst- und Kunstgewerbeschule. Das einzige erhaltene Skizzenbuch von Franz Wilhelm Voigt stammt aus dieser Zeit. &nbsp;Dort studieren auch die Künstler Fritz und Erich Erler, die, wie Voigt, später Illustratoren bei der&nbsp;Zeitschrift „Jugend“ und Maler der „Scholle“ werden.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Franz_Wilhelm_Voigt_Knabe_mit_Korb_um_1885_Archiv_Hof_Privatsammlung_Wolfgang_und_Sabine_Rueger_1f5085f9cd.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigt, Knabe mit Korb, um 1885, © Stadtarchiv Hof, Privatsammlung Wolfgang und Sabine Rüger</figcaption></figure>Reisen mit der Familie führen Voigt nach Berlin, Dresden, Kopenhagen und Österreich. In Kärnten entsteht 1885 sein wohl erstes Gemälde, eine Ansicht von <internallink data-slug="stadtansichten" data-label="Stadtansichten (Story)" data-kind="story" data-internal-id="177">Ferlach</internallink>.&nbsp;

1888 zieht Voigt nach München. Auffallend sind die häufig wechselnden Meldeadressen. Vermutlich lebt er in Studentenzimmern und zur Untermiete.&nbsp;1889 meldet er sich ab, um mehrere Monate in Weßling (früher: Wessling) zu malen.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Franz_Wilhelm_Voigt_Junge_am_See_in_Wessling_1889_Oel_auf_Leinwand_49x39cm_Kunstsammlung_der_Stadt_Hof_34fada3056.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigt, Junge am See in Weßling, 1889, Öl auf Leinwand, 49 x 39 cm, © Kunstsammlung der Stadt Hof, Privatsammlung Wolfgang und Sabine Rüger&nbsp;</figcaption></figure>Als Vorbereitung auf sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München nimmt Voigt privaten Kunstunterricht bei <a href="https://hdbg.eu/biografien/detail/simon-hollsy/459">Simon Hollósy</a>, der sich einen guten Ruf als Kunstlehrer erarbeitet hatte.&nbsp;Der aus Ungarn stammende Maler Simon Hollósy (1857-1918) gründete 1886 in München eine private Kunstschule. Zunächst dem malerischen Realismus und Naturalismus verpflichtet, wurde er&nbsp;zu einem Wegbereiter der Moderne. Mit seinen Schülern verbrachte er die Sommermonate im ungarischen Nagybánya/Baia Mare und trug damit zur Gründung der dortigen Künstlerkolonie bei.1890 muss Voigt für ein Jahr zurück nach Breslau, um dort seinen einjährigen Militärdienst beim&nbsp;Feldartillerie-Regiment von Peucker abzuleisten. Danach zieht er wieder nach München.&nbsp;Zum Wintersemester 1892/93 schreibt sich Voigt an der Münchner Kunstakademie ein. Er ist im Matrikelbuch 1884-1920 unter der Matrikelnummer 970 als Voigt, Wilhelm, mit Eintrittsdatum 19.10.1892 geführt. Sein Studienfach war Malerei.&nbsp; An der Akademie studiert er bis 1896 bei <internallink data-slug="hoecker-schueler" data-label="Hoecker Schüler (Story)" data-kind="story" data-internal-id="119">Paul Hoecker</internallink>, einem fortschrittlichen und liberalen Lehrer, dem er wichtige Impulse verdankt. Hans Rosenhagen resümiert 1905:„Er [Voigt] verlor viel Zeit mit dem Besuch der Breslauer Kunstschule, suchte das Versäumte in der Hollósy-Schule in München nachzuholen, fand aber erst 1892 in Höcker den Lehrer, von dem er sich ernstlich vorangebracht fühlte“ (Rosenhagen, S. 426).Die Sommermonate verbringt die Klasse Hoecker auf dem Land, um Plein Air zu malen. Vom 29.05.–30.10.1893 ist durch den polizeilichen Meldebogen der Aufenthalt von Franz Wilhelm Voigt in Utting am Ammersee belegt.1896 schließt Voigt sein Studium mit einer Studienreise nach Italien ab. Aufenthalte in der Umgebung von Triest, Chioggia und Rom sind durch Gemälde belegt.&nbsp;Der Kontakt zu den Kommilitonen aus der Studienzeit bei Prof. Hoecker wie Gustav Bechler, Reinhold Max Eichler, Max Feldbauer, <internallink data-slug="walter-georgi" data-label="Walter Georgi (Artist)" data-kind="artist" data-internal-id="8">Walter Georgi</internallink>, <internallink data-slug="adolf-muenzer" data-label="Adolf Münzer (Artist)" data-kind="artist" data-internal-id="27">Adolf Münzer</internallink>, Walther Püttner und Leo Putz bleibt bestehen. Gemeinsam bilden sie später die Künstlergruppe <internallink data-slug="story-6" data-label="Die „Scholle“ (Story)" data-kind="story" data-internal-id="104">„Scholle“</internallink>.Nach seiner Rückkehr aus Italien ist Voigt als Illustrator für die Zeitschrift Jugend tätig. Zwischen 1901 und 1920 finden sich 21 Beiträge in der Jugend, darunter jedoch nur ein einziges Titelbild.

Franz Wilhelm Voigt war nicht Mitglied in der <internallink data-slug="die-gruppe-g" data-label="Die Gruppe G (Story)" data-kind="story" data-internal-id="111">Gruppe G</internallink> und auch kein Gründungsmitglied der&nbsp;Künstlergruppe <internallink data-slug="offizielle-gruendung-der-scholle" data-label="Offizielle Gründung der „Scholle“ (Story)" data-kind="story" data-internal-id="112">„Scholle“</internallink>.Laut Angaben seiner Nachkommen trat er der Künstlervereinigung im Februar 1900 bei.&nbsp;Im April desselben Jahres stellt er mit den anderen Mitgliedern der Künstlervereinigung im Oberlichtsaal des Leipziger Kunstvereins aus, im Juni 1900 dann erstmals mit der „Scholle” im Münchner Glaspalast.Am 30.03.1904 heiratet Voigt Barbara Wolf (1873-1949), die Ehe bleibt kinderlos. Von August 1904 bis Oktober 1905 wohnen die Jungvermählten in Dachau.Voigt hat seine Frau mehrfach gemalt, darunter sind die Gemälde „<internallink data-slug="der-fliederstrauss" data-label="Der Fliederstrauß (Artwork)" data-kind="artwork" data-internal-id="56">Fliederstrauß</internallink>“ und „Im Schatten - Bildnis der Gattin des Künstlers“.&nbsp;Voigt engagiert sich im Vorstand der Künstlervereinigung „Scholle“. &nbsp;1905 wird Voigt, wie im Vereinsregister vermerkt ist, 2. Vorsitzender der „Scholle“. Ab 1908 übernimmt er das Amt des Präsidenten von Fritz Erler und bleibt Mitglied bis zur Auflösung der Gruppe im Jahre 1911.&nbsp;An der großen „Scholle“-Ausstellung in der Wiener Secession im Jahr 1906 ist der Maler mit elf Bildern beteiligt.<h5>Ein wichtiger Auftrag</h5>1910 portraitiert Voigt im Auftrag von Georg Hirth, dem Herausgeber der Jugend, den&nbsp;Nobelpreisträger Paul Ehrlich in Frankfurt. Es sind drei Versionen dieses Portraits bekannt.&nbsp;Zwischen 1909 und 1917 wohnen der Maler und seine Frau - mit Unterbrechungen - auch längere Zeit in der <internallink data-slug="eine-villa-in-gauting" data-label="Eine Villa in Gauting (Story)" data-kind="story" data-internal-id="181">Villenkolonie Gauting</internallink>.Ein Gemälde aus dieser Zeit, „Frühlingsabend in Gauting“ (um 1910), ist erhalten.&nbsp;Im Mai 1911 zieht Voigt mit seiner Frau für gut zwei Jahre nach Breslau, um seiner erkrankten Pflegemutter beizustehen.&nbsp;Die Ummeldung zum 15.05.1911 geht aus einem undatierten Meldebogen der Gemeinde Gauting hervor.Im selben Jahr wird er Mitglied im Künstlerbund Schlesien. Auch dort engagiert er sich im Vorstand. Während seiner Zeit in Breslau entstehen Bilder der schlesischen Landschaft und von Menschen in der typischen Tracht.1914 nimmt Voigt, wie auch zahlreiche weitere Künstler, an der Großen Berliner Kunstausstellung teil, der letzten Kunstausstellung vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.&nbsp;Voigt, der mit 47 Jahren später nicht im Zweiten Weltkrieg eingezogen wird, lebt von 1914-1917 wieder in der Unterbrunner Straße 10 in Gauting.Im April 1917 beziehen der Maler und seine Frau eine Atelierwohnung in der Lachnerstraße 1 in München. Hier lebt er, mit Ausnahme einer mehrmonatigen Evakuierung nach Reit im Winkl<internallink data-slug="in-reit-im-winkl" data-label="In Reit im Winkl (Story)" data-kind="story" data-internal-id="172"> </internallink>gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, bis zu seinem Tod. &nbsp;

1920 nimmt Voigt seine Ausstellungstätigkeit noch einmal auf.&nbsp;Er beteiligt sich jährlich, außer 1921, mit jeweils ein bis zwei Bildern bis 1925 als Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft an den Jahresausstellungen im Münchner Glaspalast.&nbsp;Im Februar und März 1925 nimmt Voigt an der Gruppenausstellung der „Künstlergenossenschaft“&nbsp;im alten Nationalmuseum in München teil. Dies sind seine letzten bekannten Ausstellungsbeteiligungen.&nbsp;In der Weltwirtschaftskrise - Ende der 1920er Jahre - kann Voigt nicht mehr alleine vom Verkauf seiner Bilder leben. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1917 schreibt Voigt an seinen Bruder, dass er auch Kunstunterricht gibt. Zusätzlich unterrichtet er Geige und organisiert Hausmusikabende, um damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Franz_Wilhelm_Voigt_Muenchen_Lachnerstrasse_1927_Archiv_Hof_Nachlass_Wolfgang_und_Sabine_Rueger_6d216686ca.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigt, 60. Geburtstag, München Lachnerstraße, 1927, Fotograf unbekannt, © Stadtarchiv Hof, Privatsammlung Wolfgang und Sabine Rüger</figcaption></figure><h5>Die 1930er Jahre</h5>Wie alle anderen Künstler, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland berufstätig sein wollen, ist Voigt verpflichtet, der Reichskulturkammer beizutreten. Wie aus einem Brief an seinen Bruder hervorgeht, beantragt er 1936 die Aufnahme in die Reichskunstkammer und in die Reichsmusikkammer.&nbsp;Franz Wilhelm Voigt hat sich jedoch nie an der Großen Deutschen Kunstausstellung oder an der Ausstellung Münchener Künstler im Maximilianeum beteiligt.&nbsp;Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren Voigt und seine Frau für einige Monate in Reit im Winkl evakuiert. Dort entsteht eine Reihe von Gemälden mit Bergmotiven.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Franz_Wilhelm_Voigt_Bauernhoefe_bei_Reit_im_Winkl_1944_Oel_auf_Leinwand_66x81cm_Kunstsammlung_der_Stadt_Hof_4f67838819.jpg"><figcaption>Franz Wilhelm Voigt, Bauernhöfe bei Reit im Winkl, 1944, Öl auf Leinwand, 66 x 81 cm, © Kunstsammlung der Stadt Hof, Privatsammlung Wolfgang und Sabine Rüger&nbsp;</figcaption></figure>Im August 1945 ist Voigt dann wieder in München gemeldet.&nbsp;Am 17. Januar 1949 stirbt Franz Wilhelm Voigt in München und wird auf dem Waldfriedhof beerdigt. Das Urnengrab wurde 1964 aufgelöst.&nbsp;

Franz Wilhelm Voigt

Franz Wilhelm Voigt

1867 - 1949

Vita

Familie, Kindheit, Jugend

Studienjahre in München

Auf dem Höhepunkt seines Schaffens: Die „Scholle“

Zwischen den Kriegen

Literatur

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