Der geborene Saarländer Otto Weil lebte von 1923 bis 1928 einen Großteil des Jahres in Holzhausen am Ammersee. Sein Repertoire umfasste Gemälde von Industrieanlagen und die Darstellung arbeitender Menschen in seiner saarländischen Heimatregion. Daneben schaffte er zahlreiche Portraits. In den späteren Jahren am Ammersee prägten Landschaften und Badeszenen sein Schaffen.

Malerei

Grafik

<h5>1884</h5><p>Der Geburtstag von Otto Weil war, anders als bisher in den Quellen angegeben, laut Geburtsurkunde am 25. Juni und nicht am 26. Juni 1884. Sein Geburtsort ist Friedrichsthal im Saarland.</p><p>Sein Vater, Heinrich Philipp Weil (1850-1901), dessen Beruf in der Familienchronik von Jüngst-Kipper mit Glasmacher angegeben wird, betrieb in Friedrichsthal in der damaligen Kaiserstraße (heute Saarbrücker Straße) eine Gastwirtschaft (Jüngst-Kipper/Jüngst, S. 722).&nbsp;</p><p>Seine Mutter Luise, geborene Diener (1858-1941), war Gastwirtstochter aus Bischmisheim, einem kleinen Ort, der 1974 als Stadtbezirk in die Landeshauptstadt Saarbrücken eingegliedert wurde.</p><p>Otto hatte sechs Geschwister (drei Schwestern und drei Brüder), von denen zwei im Kindesalter verstarben.&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Geburtshaus_von_Otto_Weil_Saarbrueckerstrasse_Friedrichsthal_web_5c7aa14812.jpg"><figcaption>Geburtshaus von Otto Weil, Saarbrücker Straße, Friedrichsthal, © Stadt Friedrichsthal</figcaption></figure><p>&nbsp;</p><h5>1889</h5><p>Umzug der Familie Weil nach Saarbrücken, wo der Vater ebenfalls eine Gaststätte betrieb.</p><h5>1893 – 1902</h5><p>Von 1893 - 1902 besuchte Otto Weil das Ludwigsgymnasium in Saarbrücken. Dort legte er das Abitur ab. Die bereits 1604 gegründete Schule ist das älteste Gymnasium des Saarlandes.&nbsp;</p>

<p>Im Wintersemester 1902/03 war Otto Weil auf Wunsch seines Vaters im Fachbereich Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe immatrikuliert.&nbsp;</p><h5>1903&nbsp;</h5><p>Otto Weil wechselte, wohl ohne Wissen seiner Eltern, an die „Großherzogliche Kunstschule“ in Karlsruhe, aus der später die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe hervorging. Weil studierte dort bis 1904 bei Prof. Ludwig Schmid-Reutte (1862-1909) (Kunkel, S. 5).&nbsp;</p><h5>1905&nbsp;</h5><p>Ab dem 15. Oktober 1905 war Otto Weil als „Kunstmaler“ in München in der Schellingstraße 37/I gemeldet. Dies geht aus dem Polizeimeldebogen hervor. Für den 21.10.1905 ist seine Immatrikulation an der Akademie der Bildenden Künste München im Fach Malerei bei Prof. Ludwig Herterich unter der Matrikelnummer 3047 im Matrikelbuch verzeichnet.&nbsp;</p><h5>1907</h5><p>Sein Studium dauerte wohl bis 1907. In diesem Jahr bereiste er ab Oktober gemeinsam mit seinem Studienkollegen Edwin Scharff vier Monate Italien und Spanien.</p><p>Noch bis 1911 war Otto Weil in München gemeldet. Aus dem Melderegister ist zu entnehmen, dass er am 08. Mai seinen ständigen Wohnsitz nach Saarbrücken verlegte. &nbsp;<br>&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Muenchen_Hofgarten_und_Theatinerstrasse_1928_Bleistift_Aquarell_auf_Papier_48x35cm_Privatsammlung_web_2abfc8155f.jpg"><figcaption>Otto Weil, München, Hofgarten und Theatinerstraße, 1928, Bleistift, Aquarell auf Papier, 48 x 35 cm, Privatsammlung</figcaption></figure><p>&nbsp;</p>

<p>1911 soll er sich nach mündlicher Auskunft der Nachfahren für einige Zeit in der Künstlerkolonie Worpswede aufgehalten haben. Hierfür konnten jedoch bislang keine näheren Informationen gefunden werden.</p><p>Gleichzeitig ist bekannt, dass Otto Weil sich ab 08.05.1911 in Dachau aufhielt. Vermerkt ist auf der Meldekarte neben dem Datum der Ankunft (ohne Adressangabe) sein Umzug in ein Hotel am 02.02.1912 und sein Wegzug am 15.05.1913. Ob und welche Beziehungen Otto Weil zu den Protagonisten der dortigen Künstlerkolonie pflegte, muss noch untersucht werden. (Reitmeier, S. 394)</p><h5>1913&nbsp;</h5><p>Am 01. Juli 1913 heiratete Otto Weil seine erste Frau Elvira Herde (1888-1919). Der gemeinsame Sohn Otto Hans Felix wurde bereits am 21.03.1911 geboren. Im selben Jahr siedelte er nach Saarbrücken über und wohnte in der Richard-Wagner-Straße (Jüngst-Kipper/Jüngst, S. 722).&nbsp;</p>

<h5>1914</h5><p>Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Otto Weil eingezogen und diente als Unteroffizier beim 174. Infanterieregiment in Forbach nahe Saarbrücken.</p><p>In dieser Zeit schuf er Postkarten und Plakate mit Szenen von Kriegsschauplätzen und war künstlerischer Mitarbeiter der Frontzeitung „Der Stoßtrupp“ (Fischer, S. 137).</p><p>Bereits während des Krieges arbeitete Otto Weil als Portraitmaler und fand zunehmend Anerkennung.</p><h5>1917</h5><p>Gemeinsame Ausstellung mit Hermann Kreuth in Saarbrücken.</p><p>Im selben Jahr erhielt Otto Weil einen Auftrag für serielle Industriebilder von der Firma Dingler &amp; Karcher (Schmeer, S. 157).</p><h5>1918</h5><p>Ab dem 25.02.1918 war Otto Weil wieder in München gemeldet. Er wohnte in der Agnesstraße und unterhielt ein Atelier in der Schellingstraße.</p><h5>1919</h5><p>Weils erste Frau Elvira, geborene Herde, verstarb am 22. März 1919 infolge einer „Gehirngrippe“. Aus dem Sterberegister geht hervor, dass der Kunstmaler Paul Schondorff ihr Ableben anzeigte. Zu den Hintergründen ist nichts Weiteres bekannt.</p><p>Der Witwer Otto Weil zog nach Nymphenburg um.</p><p>Am 29.08.1921 heiratete Otto Weil zum zweiten Mal. Seine Gemahlin war Johanna Speckner (1900-1985), genannt Hanna. Sie arbeitete als Elfenbeinschneiderin und Künstlerin.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Hanna_Weil_1926_Oel_auf_Holz_57x42cm_Privatsammlung_web_9994bfa201.jpg"><figcaption>Otto Weil, Hanna Weil, 1926, Öl auf Holz, 57 x 42 cm, Privatsammlung</figcaption></figure>

<p>Vermutlich verbrachte Otto Weil bereits in den Jahren 1919 und 1920 die Sommermonate in Holzhausen.&nbsp;</p><p>Vom 24.03.1921 datiert seine Zeichnung „Der erste Spatenstich auf unserem Grundstück in Holzhausen“. Sie dokumentiert den Bau des eigenen Hauses, heute Fritz-Erler-Straße Nr. 19. Obwohl er nun dauerhaft in Holzhausen wohnte, hielt er sich auch regelmäßig in seiner saarländischen Heimat auf.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Der_erste_Spatenstich_auf_unserem_Grundstueck_in_Holzhausen_1921_Bleistift_auf_Papier_9x14cm_Privatsammlung_web_2124394759.jpg"><figcaption>Otto Weil, Der erste Spatenstich auf unserem Grundstück in Holzhausen, 1921, Bleistift auf Papier, 9 x 14 cm, Privatsammlung</figcaption></figure><h5>1922&nbsp;</h5><p>Otto Weil war eines der ersten Mitglieder des „Bundes Bildender Künstler an der Saar“ (Kunkel, S. 6).</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Bootssteg_in_Utting_am_Ammersee_1922_Oel_auf_Leinwand_63x77cm_Privatbesitz_web_459091b62f.jpg"><figcaption>Otto Weil, Bootssteg in Utting am Ammersee, 1922, Öl auf Leinwand, 63 x 77 cm, Privatsammlung</figcaption></figure><h5>1923</h5><p>Ab April 1923 lebte Otto Weil mit seiner Frau Hanna ständig in Holzhausen am Ammersee. In München meldete er sich am 12.04.1923 ab und gab als neuen Wohnsitz Holzhausen am Ammersee an. Eine (An-)Meldekarte von Otto Weil oder Johanna Speckner ist jedoch nicht vorhanden.</p><p>In den folgenden Jahren entstanden neben zahlreichen Zeichnungen Portraits seiner Familie, Badeszenen am Ammersee, aber auch Landschaften, Dorfansichten und Bilder von der Ernte und dem bäuerlichen Leben in Holzhausen.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Apfelernte_in_Holzhausen_o_J_Gouache_auf_Papier_15x19cm_Privatsammlung_web_0dfdae7a20.jpg"><figcaption>Otto Weil, Apfelernte in Holzhausen, o. J., Gouache auf Papier, 15 x 19 cm, Privatsammlung</figcaption></figure>

<p>Jedes Jahr verbrachte Otto Weil einige Zeit im Herbst und Winter in Saarbrücken oder in seiner Heimatstadt Neunkirchen, wo er seine Gemälde in der Buchhandlung eines Freundes zeigte. Er erhielt eine Reihe von Aufträgen für Gebrauchsgrafiken.</p><h5>1924</h5><p>Am 04. Januar 1924 wurde die Tochter Hanna Maria (1924-2008) in Saarbrücken geboren.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Weil_Otto_Geburtskarte_Hanna_Maria_1924_Bleistift_Gouache_auf_Papier_13x9cm_Privatsammlung_web_0474101552.jpg"><figcaption>Otto Weil, Geburtskarte Hanna Maria, 1924, Bleistift, Gouache auf Papier, 13 x 9 cm, Privatsammlung</figcaption></figure><p>Im Jahr 1924 erhielt Otto Weil den Auftrag für ein großes Wandbild in der Schalterhalle im Bahnhof Neunkirchen. Das vier auf zehn Meter große Wandbild war eine Reklame für die Firma Josef Levy, die Berufsbekleidung für Bergleute herstellte. Es ging im Zweiten Weltkrieg verloren.&nbsp;</p><p>1927 und 1928 beteiligte sich Otto Weil an Ausstellungen der 1860 gegründeten „Neuen Münchener Künstlergenossenschaft“, der ältesten Vereinigung von Bildenden Künstlern in Bayern.</p><h5>1928&nbsp;</h5><p>Im Sommer 1928 nahm Otto Weil an der Sommer-Kunstausstellung im Münchner Glaspalast. Im Katalog sind seine Öl-Gemälde „Kiesgrube im Winter“ und „Holzplatz in den Bergen“ aufgeführt.&nbsp;</p><p>Im Oktober 1928 verlegte der Maler seinen ständigen Wohnsitz mit seiner Familie nach Saarbrücken (Kunkel, S. 7, Anm. 27).&nbsp;</p><h5>1929</h5><p>Am 19. Februar 1929 verstarb Otto Weil an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich beim plein air Zeichnen am Saarufer zugezogen hatte.&nbsp;</p><p>Er wurde nur 43 Jahre alt.</p><p>In der Zeitschrift „Unsere Saar, Heimatblätter für die Saarlandschaft“ erschien ein Nachruf auf den Künstler.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Urnengrab_Otto_Weil_Friedrichsthal_web_17cb41119d.jpg"><figcaption>Otto Weil, Urnengrab auf dem Friedhof Friedrichsthal, © Stadtarchiv Friedrichsthal</figcaption></figure><p>Seine Frau Hanna heiratete in zweiter Ehe den aus Philadelphia stammenden Bildhauer York Fischer.</p>

<p>Fischer, Andrea: Oskar Arnulf Edwin Schwindt, Ein Knabenbild von Otto Weil, in: Stadtverband Saarbrücken - Regionalgeschichtliches Museum (Hrsg.), “Als der Krieg über uns gekommen war …” - Die Saarregion und der Erste Weltkrieg, Saarbrücken 1993. S. 137 - 139.</p><p>Friedrichsthaler Hefte, hrsg. von der Stadt Friedrichsthal u. dem Heimat- und Verkehrsverein Friedrichsthal Bildstock : Schriftenreihe für Friedrichsthal, Bildstock u. Maybach, 5 (1984), S. 208.</p><p>Jüngst-Kipper, Heidelinde / Jüngst, Karl Ludwig: Friedrichsthal und Maybach: 1723 - 1905. Familien und Sozialgeschichte, Saarbrücken 2008.</p><p>Kunkel, Dorothee: Der Lebensweg und künstlerische Werdegang von Otto Weil, in: Kat. Ausstell. Otto Weil, Die Zwanziger Jahre. Jubiläumsausstellung zum 125. Geburtstag und 80. Todestag des Künstlers in der Städtischen Galerie Neunkirchen, Städtische Galerie Neunkirchen (Hrsg.), Neunkirchen 2009, S. 5 - 29.</p><p>Reitmeier, Lorenz Josef: Dachau, ein Kunstbilderbuch, Dachau 1995.</p><p>Schmeer, Walter: Otto Weil (1884 - 1929). Zur Ausstellung seines Werkes in Neunkirchen-Furpach, in: Saarheimat 7-8 (1979), S. 157 - 162.</p><p>Stadtarchiv Dachau, Meldekarte 123, Buchstabe W.<br>Stadtarchiv München, Polizeimeldebogen Elvira Herde, PMB - H - 229.<br>Stadtarchiv München, Polizeimeldebogen Otto Weil, PMB - W - 107.<br>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p>

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Otto Weil

Otto Weil

1884 - 1929

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