large_Thoeny_Eduard-header-web.jpg

medium_Thoeny_Eduard-header-web.jpg

small_Thoeny_Eduard-header-web.jpg

thumbnail_Thoeny_Eduard-header-web.jpg

Thoeny_Eduard-header-web.jpg

Eduard Thöny war einer der wichtigsten Zeichner und Karikaturisten der Münchner satirischen Wochenzeitschrift „Simplicissimus“, für die er von 1896 - 1944 arbeitete. Thönys Technik war brillant, er zeichnete mit Bleistift oder Kohle, Tusche und Deckweiß in schwungvoller Handschrift. 

Malerei

Illustration

<p>1866 wurde Eduard Thöny in Brixen als Sohn des Christian Thöny und seiner Frau, Maria Anna Thöny, geb. Lechner, in der Runggadgasse im historischen Zentrum Brixens geboren.</p><p>Der Vater war als christlicher Bildhauer für den Bischof tätig. Die Familien beider Eltern stammten aus dem Vinschgau. Eduard hatte eine Schwester, Emilie Maria (1867–1948).</p><p>&nbsp;</p><h5>1873</h5><p>Als Eduard sieben Jahre alt war, übersiedelte die Familie auf Veranlassung des Malers Franz von Defregger (1835-1921), eines engen Freundes des Vaters, nach München.</p><p>Dort, in einem Haus in der Maria-Josepha-Straße in Schwabing, wuchs Eduard Thöny in einem künstlerisch anregenden Umfeld auf. Er ging zur Werktagsschule in Schwabing, anschließend auf die Realschule.</p><p>&nbsp;</p><h5>1879</h5><p>Erste Skizzenbücher des Dreizehnjährigen zeigen sein Talent. Eduard Thöny besuchte die damals berühmte „Zeichenschule“ von Professor Gräf an der Gewerblichen Fortbildungsschule im Rosental.&nbsp;</p>

<p>Von 1886 bis 1892 studierte Thöny an der Akademie der Bildenden Künste München, zunächst in der Natur-Zeichenklasse bei Gabriel von Hackl (1843-1926), ab dem Wintersemester 1887/88 in der Malklasse von Professor Ludwig Löfftz (1845-1910).</p><p><strong>Um sich die Kosten für Studium und Lebensunterhalt zu finanzieren, zeichnete er ab 1888 erste Illustrationen, unter anderem für die „Münchener Humoristischen Blätter“.</strong></p><p>In der Zeit um 1890 arbeitete Thöny auch an monumentalen Schlachtengemälden bei Professor Louis Braun mit. 1890 unterbrach Eduard Thöny sein Studium und bildete sich in Paris im Atelier des Militärmalers Edouard Detaille (1848-1912) weiter. Durch seinen Freund Leo Putz (1869-1940) kam er auch mit den modernen französischen Kunstrichtungen und dem Kreis der Académie Julian in Kontakt.&nbsp;</p>

<p>Eduard Thöny hatte zunächst den Wunsch, Schlachtenmaler zu werden, er fand jedoch als Illustrator ein regelmäßiges Auskommen, so rückte die Malerei zeitweise in den Hintergrund.</p><p>1891/92 kehrte Thöny zum Wintersemester an die Kunstakademie in München zurück und wurde Schüler seines Mentors Franz von Defregger, der als Historien- und Genremaler Leiter einer Meisterklasse war.</p><p>&nbsp;</p><h5>1892</h5><p>Eduard Thöny war ein abenteuerlustiger Mensch, er zog mit Buffalo Bill und seiner Wildwesttruppe sechs Monate als Plakatmaler und Bildberichterstatter durch Europa. Mindestens zwei Aquarellfolgen von Kampfszenen müssen damals entstanden sein. Deren Verbleib ist bedauerlicherweise bisher ungeklärt.</p><p>&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Thoeny_Eduard_Die_allerhoechste_Auszeichnung_fuer_Kuenstler_Anton_von_Werner_und_Adolph_von_Menzel_1899_web_49a2e62d92.jpg"><figcaption>Eduard Thöny, Die allerhöchste Auszeichnung für Künstler (Anton von Werner und Adolph von Menzel), 1899, in: Thöny-Album, München 1900</figcaption></figure><p>&nbsp;</p><h5>1892</h5><p>Im Adressbuch von München wird Thöny erstmals 1892 als „Kunstmaler“ geführt, wohnhaft zunächst in der Theresienstraße 114 und später in der Hohenzollernstraße 1.</p>

<h5>1896</h5><p>Während des Bestehens der satirischen Wochenzeitschrift &nbsp;„Simplicissimus“ von 1896 bis 1944 war Eduard Thöny einer der wichtigsten Mitarbeiter und lieferte wöchentlich gezeichnete Beiträge.</p><p>1896/97 lebte Eduard Thöny zeitweise in der Jägerstraße 13 in Berlin und studierte dort die unterschiedlichen Milieus der Gesellschaft im Kaiserreich. Der Verleger des Simplicissimus, Albert Langen (1869-1909), schrieb damals begeistert an Eduard Thöny:</p><p><i>„Soeben kommen Ihre ersten Zeichnungen [aus Berlin] an und ich kann nicht umhin, Ihnen meine große Freude und Anerkennung auszusprechen. Das ist ja ganz was Anderes und Neues! Das ist der echte Typus des Eleganten und Demimondänen, den noch kein Zeichner vor Ihnen getroffen hat. Senden Sie mir davon so viele sie wollen… Vivant Sequentes!...“ (von Kessel, S. 168)</i></p><p>&nbsp;</p><figure class="image"><img src="/uploads/Thoeny_Eduard_Vertreibung_aus_dem_Paradies_1896_in_Simplicissimus_Jg1_Nr30_S4_1897_web_23823fb59b.jpg"><figcaption>Eduard Thöny - Vertreibung aus dem Paradies, 1896, in Simplicissimus 1896, Jg. 1 Heft 30 Seite 4</figcaption></figure><p>&nbsp;</p><p>Eduard Thöny war ein herausragender Chronist der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs vor dem Ersten Weltkrieg. Er karikierte Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und schuf mit seinen pointierten, aber niemals vernichtenden Darstellungen eine gezeichnete ‚Comédie humaine‘.</p><p><strong>Sein langjähriger Freund, Olaf Gulbransson (1873-1958), resümierte 1957 in einem Nachruf:</strong></p><p><i>„Den ‚Preussischen Leutnant‘ hat er geschaffen, ohne Thöny wüssten wir jetzt nicht mehr, wie dieser Leutnant gewesen ist.“ (Reimann, o. S.)</i></p>

<p>Unter den Mitarbeitern des „Simplicissimus“ entwickelten sich auch vielfältige freundschaftliche Verbindungen. Rauschende Feste wurden gefeiert und zahlreiche Reisen innerhalb Europas unternommen.</p><p>&nbsp;</p><h5>1904</h5><p>Eine Fahrradreise, die Thöny 1904 gemeinsam mit Ludwig Thoma und Rudolf Wilke unternahm, führte bis nach Tunesien. <a class="mention" data-mention="@Mit dem Fahrrad nach Nordafrika" href="eduard-thoeny-mit-dem-fahrrad-nach-nordafrika" data-type="story" data-id="17" data-slug="eduard-thoeny-mit-dem-fahrrad-nach-nordafrika" data-text="Mit dem Fahrrad nach Nordafrika" data-cover="/uploads/Thoeny_Eduard_karte_nordafrika_03_web_47ffadeaba.jpg" data-description="Thöny unternahm mit Freunden und Kollegen viele Studienreisen durch Europa und bis nach Afrika. Er war fast immer mit dem Fahrrad unterwegs." data-inline="true">@Mit dem Fahrrad nach Nordafrika</a>&nbsp;</p><p>&nbsp;</p><h5>1906&nbsp;</h5><p>Als Stammmitarbeiter wird Eduard Thöny Teilhaber der neu gegründeten Simplicissimus GmbH. Die wöchentliche Mitarbeit an der Zeitschrift sicherte ihm ein sehr gutes, regelmäßiges Einkommen.&nbsp;</p>

<h5>1906&nbsp;</h5><p>Thöny kaufte 1906 von dem Bildhauer Mathias Gasteiger in Holzhausen am Ammersee ein Seegrundstück.&nbsp;Das vorhandene Gartenhaus ließ er nach Plänen des Architekten Bruno Paul (1874-1968) umbauen und einen Garten mit Tennisplatz anlegen.</p><p><strong>Das historische Eduard-Thöny-Haus existiert noch und wird derzeit liebevoll restauriert.</strong></p><p>Eduard Thöny heiratete erst im Alter von 46 Jahren.&nbsp;Ab 1912 war er in erster Ehe mit Maria Wiesmüller (1879-1913) verheiratet, ein gemeinsames Kind verstarb noch im Kleinkindalter, seine Frau kam 1913 bei einem tragischen Brandunfall in Holzhausen ums Leben.</p><p>Seine zweite Frau war die um 25 Jahre jüngere Rosa Vierthaler aus Fürstenfeldbruck (1891-1972), die <i>„treue und liebevolle Rosl“</i> (Heddergott, S. 8). Sie war das Kind der Anna Vierthaler, der Schwester der Münchner Bildhauer Johann und Ludwig Vierthaler. Durch die Bekanntschaft der Brüder Vierthaler mit Eduard Thöny lernte sie, inzwischen Rote-Kreuz-Schwester in München, Eduard Thöny kennen. Mit ihr hatte Eduard Thöny drei Kinder: Michael (1915-2003), Elisabeth (1917-1981), verh. Schmidhuber, und Christian (1918-1941).</p><p>Mit Beginn des Ersten Weltkriegs lebte die Familie fast ausschließlich in Holzhausen.</p><figure class="image"><img src="/uploads/Thoeny_Eduard_Kopie_Das_Thoeny_Haus_in_Holzhausen_Oel_auf_Leinwand_78x98cm_Eduard_Thoeny_Nachlass_Muenchen_940_web_c66a3ee9b2.jpg"><figcaption>Eduard Thöny - Das Thöny Haus in Holzhausen, Öl auf Leinwand, 78 x 98 cm, Eduard Thöny Nachlass München</figcaption></figure>

<p>Während des Ersten Weltkriegs war Eduard Thöny österreichischer Staatsbürger, 48 Jahre alt, und als offizieller Kriegsmaler an den österreichischen Fronten in Galizien, am Isonzo und in den Dolomiten eingesetzt. Mit Kohle und Bleistift entstanden realistische Bilder des Kriegsgeschehens.</p><p>Wie für viele Künstler seiner Generation bedeuteten der Weltkrieg und der Untergang der Monarchie auch für Eduard Thöny einen tiefen Bruch. Die Gesellschaft, die er seziert hatte, war untergegangen.</p>

<h5>Nach 1918</h5><p>Thöny wandte sich nach dem Ersten Weltkrieg wieder verstärkt der Malerei zu.&nbsp;In den folgenden Jahren entstanden Gemälde nach ländlichen bayerischen Motiven - Landschaften, Jagdszenen und Pferdebilder in spätimpressionistischer Malweise.</p><p>Abb</p><p>1920 erhielt der Künstler durch Vermittlung des Architekten Paul Ludwig Troost (1878-1934) den Auftrag, für die Gesellschaftsräume der Passagierschiffe der Norddeutschen Lloyd Wandbilder mit Jagd- und Reitszenen in neoromantischem Stil zu malen. Bedauerlicherweise ist keines der Originalgemälde erhalten, lediglich einige Kunstdrucke aus der Entstehungszeit und Fotografien finden sich im Nachlass.&nbsp;</p>

<p>Ab 1927 hielt sich Thöny mehrmals auf Einladung des Prinzen Franz von Bayern auf dem Gestüt Sávár in Ungarn auf. Dort entstanden zahlreiche Pferdebilder.</p><p>&nbsp;</p><h5>1933</h5><p>Eduard Thöny war in der Zeit des Nationalsozialismus ein geschätzter Künstler.</p><p>&nbsp;</p><h5>1941</h5><p>Aus Anlass seines 75. Geburtstages wurde Thöny mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Das Lenbachhaus veranstaltete ihm zu Ehren eine Ausstellung.</p><p>In der Abgeschiedenheit am Ammersee entstanden in dieser Zeit Porträts, Selbstbildnisse, Bilder nach Motiven von Haus und Garten und Pferdebilder nach Motiven des nahegelegenen Gestüts Achselschwang.</p><h6>Eduard Thöny hatte in seinen letzten Lebensjahren schwere Schicksalsschläge zu verkraften.&nbsp;<br>&nbsp;</h6><p>Im Mai 1941 kam der jüngste Sohn, ein Fliegerleutnant, im Kriegseinsatz um.&nbsp;Zu dieser privaten Tragödie kam die Einstellung des „Simplicissimus“.</p><p>&nbsp;</p><h5>1944</h5><p>Das Wohnhaus in Holzhausen am Ammersee brannte, vermutlich aufgrund eines Kurzschlusses, an Ostern 1944 morgens gegen fünf Uhr bis auf die Grundmauern ab. Dabei gingen zahllose Zeichnungen, Gemälde und Dokumente verloren. Im September 1944 erschien die letzte Nummer des „Simplicissimus“.</p><p>Im Sommer 1945 wurde das eben vereinfacht wieder aufgebaute Heim von amerikanischen Besatzungssoldaten requiriert. Die Familie zog in ein kleines Holzhaus im Garten.</p><p>Auch die Rückkehr seines ältesten Sohnes, der 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft gekommen war, erlebte Eduard Thöny nicht mehr.&nbsp;</p><h5>&nbsp;</h5><h5>1949</h5><p>Zum letzten Mal besuchte Thöny seine Verwandten im Südtiroler Dorf St. Valentin auf der Haide.</p><p>&nbsp;</p><h5>1950</h5><p>Eduard Thöny verstarb im Alter von 84 Jahren am 26. Juli 1950 in Holzhausen und ist dort auf dem malerischen kleinen Friedhof bestattet.</p><p><br>&nbsp;</p>

<p>Kat. Ausst. Eduard Thöny. Meisterzeichner, Zeichenmeister: Eduard Thöny im Simplicissimus, Karikaturenmuseum Krems 2017.</p><p>Kat. Ausst. Eduard Thöny 1866 - 1950, Museum Villa Stuck München, Wilhelm-Busch-Museum Hannover und Schloß Maretsch Bozen, München 1986.</p><p>Reimann, Hans: Kokotten, Bauern und Soldaten, gezeichnet von Eduard Thöny, Hannover 1957.</p><p>Thöny, Eduard: Flott gelebt. Eine Auswahl aus dem Simplicissimus. Auswahl und Vorwort von Jochen Heddergott, München 1966.</p><p>Thöny, Eduard / Kessel, Dagmar von (Hrsg.): Berlin um 1900. Karikaturen für den Simplicissimus, München 2003.<br>&nbsp;</p>

Eduard Thöny

Eduard Thöny

1866 - 1950

Vita

Kindheit und Jugend

Studium

Um 1890 - Paris

Mitarbeiter beim Simplicissimus

Reisen / Sport / Vergnügen

Holzhausen / Familie

Erster Weltkrieg

Malerei

Späte Jahre

Literatur

Ihr Hinweis ist wertvoll